Die Bilder im Kopf

TRIER. Mit dem Musical "Paradise of pain" feiert am 6. Januar 2006 die aufwändigste Produktion der diesjährigen Theater-Saison Premiere. Die Besetzung ist mit Gaststars – an der Spitze Guildo Horn – gespickt, das Regie- und Choreographie-Team macht neugierig auf ein in Trier bislang ungekanntes Musical-Erlebnis. Der TV begleitet die Produktion mit wöchentlichen Werkstatt-Reportagen, die zeigen, wie aus einem Text- und Notenbuch ein Theater-Ereignis entsteht.

Ob da echt eine Aufführung draus wird? Wer später mal in der Premiere sitzt, kann sich schwerlich vorstellen, wie die Anfänge einer solchen Produktion aussehen. Zwei Dutzend Leute hocken in einem kahlen Arbeitsraum der Stadtwerke, flankiert von Elektro-Schaltkästen. Die notorische Raumnot des Theaters hat die erste Produktionsbesprechung in einen Aushilfs-Probenraum "vertrieben". Und trotzdem herrscht hier Aufbruchstimmung, als Regisseur Holger Hauer die Schauspieler, Musiker, Tänzer, Bühnen- und Maskenbildner in die Geheimnisse der bevorstehenden Aufführung einweiht. Hauer wird vieles unter einen Hut bringen müssen in den sieben Wochen bis zur Premiere. Noch sitzen Tänzer und Schauspieler strikt getrennt, noch müssen sich Gäste und Ensemble beschnuppern, noch ist das Stück fremd für die meisten Beteiligten. Aber ein Musical wie "Paradise of pain" lässt sich nur als Mannschaftsleistung stemmen. Das weiß niemand besser als der Sänger und Schauspieler, der bislang eher selten Regie geführt hat. Dafür kennt Holger Hauer das Stück um so besser, aus seiner Zeit als Aushängeschild des Saarbrücker Theaters, als er in "Jesus Christ Superstar", der "Rocky Horror Show" und "Black Rider" das Publikum zu Begeisterungsstürmen hinriss. Auch beim bis heute legendären Trierer Rocky Horror hinterließ er als "Frank'n Furter" einen bleibenden Eindruck. In den letzten Jahren war er öfter im Fernsehen als auf der Bühne zu sehen. Gerade hat er "Ein Fall für Zwei" abgedreht, in "Hinter Gittern", "Gute Zeiten, schlechte Zeiten" und einem Dutzend weiterer Fernseh-Serien hat er sich den Status eines "guten C-Promis" erobert, wie er selbstironisch, aber keineswegs unzufrieden bemerkt. Nun ist wieder das Theater dran, und da muss er sich als Regisseur - anders als am Set - buchstäblich "um alles kümmern". Wer kann wann wo mit wem proben, wo lassen sich noch ein paar Euro an der Ausstattung sparen, damit man sie an anderer Stelle investieren kann, wie kriegt man Szenen einstudiert, wenn drei Hauptdarsteller nebenbei noch im "Kleinen König Kalle Wirsch" spielen? Fragen über Fragen. Aber Hauer jammert nicht, schließlich "kann ich in der gleichen Zeit, in der ich über Probleme lamentiere, die meisten auch selber lösen". Wie die Aufführung am Ende aussehen soll: Diese Bilder hat er seit Monaten im Kopf. Im Frühjahr engagierte ihn Intendant Gerhard Weber, den er aus gemeinsamen Saarbrücker Tagen kennt. Beim intensiven Austausch mit dem Bühnenbildner und der Choreographin, die er sich selbst aussuchen konnte, entstand eine Vision vom "Endprodukt". Bei der Premiere, schätzt Hauer, werden davon "70 bis 75 Prozent" übrig sein - der Rest verändert sich im kreativen Probenprozess. Nächste Woche: Die schweißtreibende Angelegenheit mit dem Tanzen.

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