Die Butzemänner schlagen wieder zu

Trier · Benedikt Zeitner und Dominik Wagner sind Profis der Bühne und der klassischen Musik. Außerdem sind sie zum Brüllen komisch. Als Ass-Dur bieten sie ein Musikkabarett, das klassischen Klamauk mit meisterhafter Kunstfertigkeit an Geige und Klavier verbindet.

Die Butzemänner schlagen wieder zu
Foto: jörg pistorius (jp) ("TV-Upload pistorius"

Trier. Irgendwann 2006 treffen sich zwei Studenten im Forum der Musikhochschule Hanns Eisler in Berlin. Lass uns doch mal zusammen auftreten, sagt der eine zum anderen. Vor allem lustig soll es sein. Sorry, sagt da der andere. Lustig kann ich nicht. Man weiß es längst: Das war eine gigantische Fehleinschätzung.
Heute sind der gelernte Opernsänger Benedikt Zeitner (Krefeld) und der studierte Musiktheaterregisseur Dominik Wagner (München) um die 30. Ihr Projekt haben sie Ass-Dur genannt und damit alle Kleinkunst-, Kabarett- und Bühnenpreise abgeräumt, die es gibt. Ihre Fangemeinde ist riesig, auch in Trier. Das beweist die eindrucksvolle Schlange vor der Tuchfabrik am Donnerstagabend.
Ausziehen beim Klavierspiel


Im März 2014 haben sie zum letzten Mal hier gespielt, auch damals war die Tufa ausverkauft. Dieses Mal haben Zeitner und Wagner ihr aktuelles Abendprogramm "Dritter Satz: Scherzo Furioso" im Gepäck. Dieses haben die Trierer Fans noch nicht gesehen. Dennoch kann man sicher sein: Der Bi-Ba-Butzemann wird wieder eine Rolle spielen, ebenso wie das Aus- und Wiederanziehen bei unterbrechungsfreiem vierhändigen Klavierspiel.
Die Rollen auf der Bühne sind klar verteilt. Zeitner gibt den am eigenen Anspruch immer wieder scheiternden Intellektuellen im Frack, Wagner den phlegmatischen Niveaubodenturner im Jogginganzug. Die sich daraus ergebenden Wortgefechte prägen den für Ass-Dur typischen Klamauk auf der Bühne. Zeitners Witze klappen nie, die von Wagner dagegen immer. Wie nennt man einen kubanischen Geigenkasten? Fidel Castro. Stiftung Warentest hat Vibratoren getestet. Zwei waren sehr gut, aber keiner befriedigend.
Der Bi-Ba-Butzemann ist Ass-Durs zentrales Thema in allen drei Abendprogrammen, die Zeitner und Wagner übrigens alle parallel live spielen und damit bis in die Steinzeit ausgebucht sind. So wie Otto Waalkes das Märchen von Hänsel und Gretel seit vielen Jahren immer wieder neu mit Hits der Popkultur verbindet, kleiden Zeitner und Wagner den Bi-Ba-Butzemann auch immer wieder neu ein.
Dieses Mal ist der Butzemann als Fuge von Johann Sebastian Bach zu hören. Auf Latein. Bibus-Babus-Butzus-Vir saltati in nostra domu. Danach liefert Wagner eine meisterhaft vulgäre türkische Rap-Version hinterher. Seh\' ich ne geile Aische dann/ zeig ich ihr meinen Butzemann. Der Multiinstrumentalist kämpft hart darum, dabei nicht selbst lachen zu müssen.
Umso mehr lacht das Publikum. Fast 300 Zuschauer bedanken sich am Ende mit minutenlangem rhythmischen Applaus im Stehen. jp

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