Prüm. (sn) Gelassen älter werden, aber wie? "heute"-Moderatorin Petra Gerster erzählt in ihrem Buch "Reifeprüfung", aus dem sie am Mittwoch, 21. Mai, beim Eifel-Literatur-Festival in Prüm vorliest, aus ihrem Leben. Im Interview mit TV-Redakteurin Stefanie Glandien nimmt sie Stellung.Niederschmetternde These: Frauen ab 50 werden für Männer unsichtbar, woran liegt das? Petra Gerster: Es ist wohl ein Naturgesetz: Junge Männer interessieren sich für junge Frauen, ältere Männer auch. Die "Unsichtbarkeit" der Frauen, auch "erotische Tarnkappe" genannt, beginnt nach Ansicht der Soziologen schon ab 40 zu wirken. Das hat wohl etwas mit dem Fortpflanzungstrieb des alten Adams zu tun und ist weniger eine Aussage über die Attraktivität von Frauen. Vielleicht tröstet es die Eine oder andere zu hören, dass es vielen Frauen auch so geht: Sie interessieren sich für jüngere Männer... Ist es nicht pauschal, zu sagen, Männer interessieren sich nicht mehr für gleichaltrige Frauen? Da gibt es doch Ausnahmen? Petra Gerster: Natürlich gibt es Ausnahmen, Gott sei Dank. Es soll sogar Männer geben, die auf Hirn und Herz mehr Gewicht legen als auf andere Körperteile! Aber der Trend ist nun mal: Bei der Zweit- und Drittehe greifen Männer in der Regel zur Jüngeren. Frauen um die 50 kommen in die Wechseljahre, haben pubertierende Kinder, pflegebedürftige Eltern und einen anstrengenden Job. Wann wird das Leben wieder besser?Petra Gerster: Die Zeit zwischen 45 und 55 ist für viele Frauen tatsächlich eine der anstrengendsten Phasen ihres Lebens, in der sie unglaublich viel leisten, besonders, wenn sie berufstätig sind, halbwüchsige Kinder haben und sich um alte Eltern kümmern müssen. Die hormonellen Belastungen der Wechseljahre kommen dann auch noch dazu, die kleinen Nadelstiche, die uns in Form von Hitzewallungen, Schlafstörungen oder Gemütsschwankungen zu schaffen machen. Alle Frauen, die das hinter sich haben, sagen mir: Mit 60 geht es einem richtig gut! Das ist doch beruhigend, oder? Immer mehr Menschen werden immer älter, ist es da nicht an der Zeit, dass sich das auch in unseren Medien widerspiegelt? Petra Gerster: Ja, alle werden immer älter, auch unser Publikum, und ich bin sicher, dass sich ältere Zuschauer(innen) auch in den Medien wiederfinden möchten - nicht nur als Oma oder Opa in der Serie am Vorabend, sondern auch unter den Moderatoren, die wie sie selbst mitten in einem aktiven Leben stehen. Bei den Amerikanern ist es viel selbstverständlicher, dass die so genannten Anchor-Women und -Men jenseits der 50 (und nicht selten auch 60) sind.Alte Frauen werden von Männern zum Teil diskriminiert. Ist die Zeit reif für eine neue Emanzipation der Frau? Petra Gerster: Wir können - unabhängig vom Geschlecht - eine gewisse Altersdiskriminierung beobachten, und gegen diese gilt es anzukämpfen. Sie trifft Frauen allerdings früher und härter als Männer, in vielen Berufen, auf dem Heiratsmarkt, in den Medien. Da müssen wir uns den uns gebührenden Respekt erst noch verschaffen. Der erste Schritt dazu wäre: Selbstbewusstsein zeigen, sich nicht vorschnell resignierend zurückziehen! Gibt es für Sie auch Dinge, die im Alter besser werden? Petra Gerster: Oh ja, das Leben wird Gott sei Dank auch leichter, weil wir klüger werden mit zunehmendem Alter. Wir wissen, was wir können und was wir uns nicht (mehr) zumuten wollen, wir können vieles besser einschätzen und bewerten, wissen unsere Freundschaften wertzuschätzen und sind auch nicht mehr so verbissen. Überhaupt entdecken viele von uns ihren Humor ganz neu, der neben der Liebe das Wichtigste im Leben ist. Und wenn wir Glück haben, wird auch die Beziehung oder Ehe immer besser im Alter - man geht einfach pfleglicher miteinander um als in den Sturm-und-Drang-Jahren. Karten gibt es in den TV-Presse-Centern Trier, Bitburg und Wittlich, unter der TV-Tickethotline 0651/7199-996 sowie unter www.volksfreund.de/tickets.Zur Person Petra Gerster wurde 1955 in Worms geboren. Sie war Redakteurin beim Kölner Stadtanzeiger, Nachrichtenredakteurin beim WDR, später wechselte sie zum ZDF. Dort moderierte sie zehn Jahre lang das Frauenjournal "Mona Lisa". Seit 1998 ist sie Nachrichtensprecherin der Sendung "heute". Sie erhielt den Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis, die Goldene Kamera und den Burda-Medienpreis Bambi. Gemeinsam mit ihrem Mann Christian Nürnberger hat sie Bücher zu Erziehungsfragen geschrieben.