Die Königin der Nacht

Monarchie und Alltag: Sänger Gary Mullen und seine Band "The Works" haben sich in der Arena Trier mit ihrer zweistündigen "One Night of Queen"-Show vor Freddie Mercury, Brian May & Co. verneigt. Der TV hat das Konzert präsentiert.

Trier. Es ist wohl ein Kindheitstraum: Sich kopfüber in die Vergangenheit schleudern zu lassen, nur um einmal dabei zu sein. Bei den großen Momenten der Geschichte, die der kleine Alltag noch monströser erscheinen lässt. Von Urknall bis Mauerfall. Dazwischen gerne mal nach Woodstock zum Schlamm-Catchen.

Musikalische Zeitreise in die 80er-Jahre



Oder man geht, um ganz staatstragend die schönen Seiten der Monarchie zu würdigen, auch mal zu einem Queen-Konzert. Noch mit dem bereits 1991 verstorbenen legendären Freddie Mercury, versteht sich.

Die Gegenwart in der Arena Trier ist erwartungsgemäß schlammfrei. Gary Mullen bündelt die Blicke und Gedanken der 850 Zuschauer. Wer mit dem schottischen Freddie-Mercury-Verehrer auf Zeitreise gehen will, muss nur ein bisschen Phantasie getankt haben. Die Bühnen-Outfits sind wohl Queen-Originale aus den 80-ern.

Für die überschaubare äußere Ähnlichkeit zwischen Mullen und Mercury sorgen Schnauzer und Frisur. Beim wichtigsten Kriterium für einen Tribute-Sänger ist Mullen aber ganz nah dran am Original: Die Stimme passt. Denn Queen-Sänger Mercury war nicht nur ein charismatischer Entertainer und eine - im besten Sinne - echte Rampensau. Das lässt sich mit etwas Talent imitieren. Er war auch in mehr als drei Oktaven unterwegs. Und für viele der mittlerweile unzähligen Queen-Tribute-Bands wird genau das zum Knock-out-Kriterium.

Mullen nutzt mit seiner Band "The Works" bei seiner "One Night of Queen"-Show genau diese Stärke. Nur ganz wenige Rock/Pop-Kollegen sind mit Mullen auf Kronen-Höhe. So mag man verstehen, dass der Schotte vor acht Jahren bei einer britischen Fernseh-Show zum mit Abstand besten Mercury-Imitator gewählt wurde.

Beim zweistündigen Konzert steht Mullen im Rampenlicht. Egal, ob er wie einst Freddie Mercury mit dem "halben" Mikro-Ständer spielt oder ob er sich - am Ende der Show - in eine Deutschland-Fahne gehüllt zu "God save the Queen" vom Publikum ausgiebig feiern lässt. Durchweg sehr ordentlich ist aber auch seine Band: Das zeigt Gitarrist Davie Brockett nicht nur bei einem Echo-beladenen Solo während "Now I'm here": unterhaltsam, anspruchsvoll, zugleich aber ohne lästige Nabelschau. Auch Schlagzeuger Jonathan Evans darf sich bei "Keep yourself alive" in einem Solo austoben. Ansonsten konzentriert sich das Programm zum großen Teil auf Queen-Hits, von denen die allermeisten die Jahrzehnte ohne Blessuren überstanden haben. Dabei ist es beachtlich, dass selbst die von Radio und Coverbands eigentlich totgenudelten Klassiker wie "Bohemian Rhapsody" oder "We are the Champions" live noch ganz ordentlich funktionieren - wenn Show, Klang und Niveau stimmen. Das Publikum reißt es während der Show immer wieder von den Sitzplätzen - und nicht nur, wenn Entertainer Mullen darum bittet. Die Zeitmaschine hat auch er noch nicht erfunden. Aber für einen kleinen Trip als Erinnerung an einen großen Rockmusiker taugt seine Hommage allemal.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort