Die Kindheit Jesu - teilweise

Die geistliche Trilogie über die Kindheit Jesu von Hector Berlioz versprach das Benefizkonzert der Sparkasse in der ausverkauften ehemaligen Abteikirche St. Maximin. Wer sich darauf gefreut hatte, das Opus 25 zu hören, sollte enttäuscht werden. Zumindest teilweise.

 Statt einer vollständigen Aufführung gab Dirigent Sylvain Cambreling eine Einführung in das Berlioz-Oratorium.TV-Foto: Gerhard W. Kluth

Statt einer vollständigen Aufführung gab Dirigent Sylvain Cambreling eine Einführung in das Berlioz-Oratorium.TV-Foto: Gerhard W. Kluth

Trier. Man hört es nur sehr selten, das große Oratorium über die Kindheit Jesu "L'Enfance du Christ" von Hector Berlioz. Umso mehr freuten sich viele, dass eben dieses Werk auf dem Programm des Benefizkonzertes in der ehemaligen Trierer Abteikirche St. Maximin war. Noch reizvoller wurde das Ganze, wenn man las, dass immerhin das Orchestre Philharmonique Luxembourg (OPL) spielte und die EuropaChorAkademie die chorischen Partien übernahm. Die Solisten sollten aus den Klassen von Clauia Eder und Thomas Dewald, beide Professoren an der Musikhochschule Rheinland-Pfalz gestellt werden. Es versprach, ein großer Abend zu werden. Was man dann aber erleben konnte, sorgte bei vielen nur noch für verwunderte Blicke. Das Oratorium nur selten aufgeführt. In Trier bekam man es auch nicht ganz zu hören. Was Sylvain Cambreling dem Publikum in der ausverkauften Kirche anbot, war ein Werkstattkonzert, das als Einführung in das Werk selber und in die Kompositionstechnik des großen Meisters bestens geeignet war. Dass es sich bei der Veranstaltung aber nur um ein Werkstattkonzert handelte, erfuhr man aber erst, wenn man das vollständige Textheft aufschlug und den eingelegten Zettel las, auf dem die Ausführenden aufgezählt und die ausgewählten Passagen vermeldet waren. Cambreling hatte die Regie des Abends an der Entstehungsgeschichte des Werkes orientiert, begann also mit dem zweiten Teil des Oratoriums, ging dann zum ersten über um mit dem dritten zu enden. Ein Sich-Hineinversenken in die Musik, so wie der Leiter der Opera de Paris es häufiger von seinem Publikum forderte, war auf diesem Wege nicht möglich. Zerfasert wurde das ganze auch dadurch, dass die einzelnen Ausschnitte von verschiedenen Teilnehmern eines Dirigiermeisterkurses, den Cambreling abgehalten hatte, geleitet wurden. Ständig stand also jemand anderes am Pult. Kam noch hinzu, dass jeder der zukünftigen Maestri nach jedem Dirigat mit einem Höflichkeitsapplaus bedacht wurde. Komplimente muss man für ein Gutteil den ausführenden Musikern machen, die trotz der Zerrissenheit des Abends eine überzeugende Vorstellung lieferten. Dazu gehörten ein präzise agierendes OPL und ein ausgewogener, sauber intonierender Chor. Bei den Solisten ließen die Mezzosopranistin Diana Schmid, der Tenor Daniel Jenz und der Bassist Erik Ginzburg aufhorchen. Sie gestalteten ihre Partien in einer Qualität, an die die beiden weiteren Bassisten Yoni Haemovic und Kyoung-Suk Baek nicht heran reichen konnten. Insgesamt machte der Abend den Eindruck, als sei man zu einem edlen Abendessen eingeladen worden, aber statt sich an einen gedeckten Tisch setzen zu können, wurde man in die Küche geführt, wo man gezeigt bekam, wie man das Menu zubereiten könnte und ab und zu ein Häppchen probieren durfte.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort