Die Kunst, Spaß in eine Schachtel zu packen

Reiner Knizia hat rund 400 Spiele erfunden, mehr als sonst irgendwer. Seinen Dienst im Vorstand einer Bank in England hat er quittiert. Der aus dem süddeutschen Illertissen stammende Endvierziger lebt heute in Windsor, England. Er hat zahlreiche internationale Preise für seine Spiele gewonnen.

 Er spielt jeden Tag: Reiner Knizia hat über 400 Spiele erfunden. Aktuell ist er nominiert für das Kinderspiel des Jahres. Foto: privat

Er spielt jeden Tag: Reiner Knizia hat über 400 Spiele erfunden. Aktuell ist er nominiert für das Kinderspiel des Jahres. Foto: privat

Trier. (sys) Das bekannteste Spiel, das Reiner Knizia erfunden hat, ist "Einfach genial". Dieses Jahr ist er mit "Wer war's?" für den deutschen Kinderspielepreis nominiert. Mit dem Spiele-Autor sprach unsere Mitarbeiterin Sybille Schönhofen. Herr Knizia, was macht den Reiz von "Wer war' s?" aus? Knizia: Es ist ein klassisches Spiel mit elektronischen Komponenten, es ist für Kids, aber auch für die gesamte Familie. Es geht darum, in einer Märchenkulisse herauszufinden, wer den Ring des Königs gestohlen hat. Dabei arbeitet jeder Mitspieler zwar daran, als Erster den Verdächtigen zu entlarven, aber es ist auch ein Gruppenspiel, weil man gemeinsam gegen die Zeit spielt.Seit wann erfinden Sie Spiele?Knizia: Mit sechs Jahren habe ich begonnen, seit 20 Jahren beschäftige ich mich intensiv damit, und seit zehn Jahren ist es mein Hauptberuf.Warum wurden Sie Spiele-Autor?Knizia: Durch die Liebe zum Spiel. Spieleerfinden ist ein künstlerischer Beruf, der einem wie kein anderer die Möglichkeit gibt, sehr vielen Leuten sehr viel Freude zu bereiten. Der schöne Nebeneffekt ist: Spiele erfinden ist eine internationale Sache. Da trifft man ein viel breiteres Spektrum an Leuten und Kulturen als in der Bank, wo alle in Nadelstreifen rumlaufen und gleich denken. Wie erfinden Sie immer neue Spiele?Knizia: Spiele erfinden ist eine Kunst, kein Handwerk. Daher gibt es nicht die eine Methode. Ich habe den Anspruch, immer neue Sachen zu gestalten und nichts zu kopieren.Wie sieht das praktisch aus?Knizia: Es startet mit einer Idee, dann bastle ich mir im Kopf ein Konzept. Irgendwann komme ich bei einem Prototyp an. Dann beginnt die längste Phase, das Testen. Denn erst beim Spielen zeigt sich, ob das Spiel Spaß macht und funktioniert.Was ist der Anspruch?Knizia: Ich packe meine Unterhaltung in Schachteln. Die Leute machen sie zuhause auf und wollen, dass Spaß rauskommt. Das ist eine große Herausforderung.Was zeichnet ein gutes Spiel aus?Knizia: Für mich ist ein gutes Spiel etwas, das Spaß macht, den Alltag vergessen lässt und die Tür zu anderen Menschen öffnet.Was "verdient" ein Spiele-Erfinder?Knizia: In der Regel erhält er einen Anteil vom Umsatz. Das sind zwischen drei und 90 Cent pro verkauftem Spiel. Welches ist Ihr Lieblingsspiel?Knizia: Ich habe keins. Es hängt davon ab, mit wem ich spiele und in welcher Stimmung ich gerade bin. Eigentlich begeistere ich mich immer am meisten für die Spiele, die ich gerade entwickle.Was ist Ihr Erfolgsrezept?Knizia: Ich investiere sehr viel Zeit, um meine Spiele auf den Punkt zu bringen. Das erreiche ich, indem ich meine Spiele in der Testphase jeden Tag selbst spiele. Sie sind sehr gut ausgereift.Warum ist Spielen wichtig?Knizia: Es ist ein ureigener Trieb des Menschen. Schon die kleinen Kinder erforschen spielerisch die Welt. Spielen ist eine der fantastischsten und wertvollsten Freizeitbeschäftigungen. Man lernt dabei Neues und ist in einer aktiven Gemeinschaft mit anderen Menschen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Vom erwischt werden
Vinyl der Woche: Love Is A Wonderful Thing – Michael Bolton Vom erwischt werden
Aus dem Ressort