Esch/Alzette. (cju) Ein Hauch von Anarchie wehte durch den Club der Rockhal in Esch. Betrachtet man sich vor dem offiziellen Konzertbeginn das Publikum, so wird einem schnell klar, von was die Konzertbesucher träumen: Rebellion. Eine Sozialstudie, wie sie schöner nicht sein könnte. Die Haare wurden wieder zum Irokesen gestellt, die Doc Martens mit Stahlkappen erneut ausgepackt, Nietenhalsbänder umgeschnürt, Fan-Shirt der letzten zwei Jahrzehnte aus dem alten Moder wieder zum Leben erweckt. Die Zeit stand auf Punk-Rock und die Fans machten mit. Auch diejenigen, die ihrem Alter nach zu urteilen, wohl erst in diesem Jahr die Existenz der legendären Band entdeckt haben.Puristisch ging es auf der Bühne zu. Keine großartige Kulisse, wenig Lichteffekte, nur ein etwa ein Meter mal 80 Zentimeter großes gelbes Schild mit der Aufschrift "NoFX" ziert den schwarzen Webstoff im Hintergrund. Ausreichend, denn der Hintergrund interessiert an diesem Abend niemanden. Sie wollten Fat Mike und seine Crew sehen - die Musik spüren, sich mit den Texten identifizieren und mit ihren Idolen den Kampf gegen die Gesellschaft feiern. Sie sprangen, drückten, drängelten und ließen sich auf Händen tragen. Es war die Musik der vier Amerikaner, die das Publikum zum Leben erweckt. Die Musik, die die Alt-Punker mit einem gewissen Grad spöttischer Gleichgültigkeit auf die Bühne brachten.

Der Aufruf zum Kampf gegen das System funktionierte auch noch bei den gealterten Musikern - zumindest auf der Merchandise-Ebene. Denn das in Fan-T-Shirts uniformierte Publikum ließ eine Brise Widerstand gegen die gesellschaftliche Ordnung aufkommen. Doch ist wohl der eigentliche Gedanke der Andersartigkeit und Rebellion genau durch die Tatsache der Anpassung auf beiden Seiten verloren gegangen.