Die Mogelpackung: fröhlich-kitschige Musicalromanze "La La Land"

Trier · Zu Recht sechsfacher Oscar-Sieger: das bittersüße Musical "La La Land"

Die Mogelpackung: fröhlich-kitschige Musicalromanze "La La Land"
Foto: - (STUDIOCANAL)

Vorsicht, dieser Film ist eine Mogelpackung! Lassen Sie sich nicht täuschen. Nicht von den ausgelassenen Tanz- und Musiziereinlagen, nicht von den Farben, die knatschbunter sind als jede Kindergeburtstagsdeko, und schon gar nicht von dem chronisch schönen Wetter. Denn das Licht der Sonne ist nur ein schwacher Trost für jene, die ins Rampenlicht wollen.

Willkommen im La La Land! Das steht für Los Angeles, für Hollywood und seine Unterhaltungsindustrie. Es ist aber auch das Synonym für jene Fantasiewelt, in der das Wunschdenken regiert, in der alles möglich ist, weil der Traum stärker ist als die trostlose Wirklichkeit.

Was also hat es zu bedeuten, wenn ein Film, der in Hollywood gedreht wurde, von einer Frau handelt, die in Hollywood groß rauskommen will? Im Fall von Oscar-Gewinner Damien Chazelle: harte Arbeit. Er ist der Blut-Schweiß-und-Tränen-Philosoph unter den Regisseuren. Sein erster Kinofilm "Whiplash" erzählte die Geschichte eines ehrgeizigen Nachwuchsschlagzeugers, der unter einem bestialischen Lehrmeister zu Hochform aufläuft - die SM-Version von "Ohne Fleiß kein Preis".

"La La Land" vermittelt eine ähnliche Botschaft mit anderen Mitteln. Wieder führt der Weg nach oben über Erniedrigungen. Doch diesmal hat Chazelle die filmische Versuchsanordnung erweitert: Wie reagieren zwei Menschen aufeinander, die beide nach den Sternen greifen wollen oder - karrieretechnisch ausgedrückt - permanent ihr Ziel fokussieren.

Nur ist das mit dem Fokussieren so eine Sache: Wer seinen Blick auf einen einzigen Punkt richtet, nimmt nicht mehr wahr, was links und rechts von ihm passiert. So laufen die beiden Hauptdarsteller, Ryan Gosling und Emma Stone (Foto: dpa), erst mal aneinander vorbei. Sie verfehlen sich, weil ihre Gedanken zu sehr um das eigene Leben kreisen. Ausgerechnet an jenem Ort, der serienweise Liebesgeschichten produziert, hat es die Liebe besonders schwer.
Denn selbst die Traumfabrik Hollywood ist am Ende nur eine Fabrik. Eine Knochenmühle, in der man mit Liebe nicht weit kommt. "La La Land" zeigt den Frust, der dem Erfolg vorausgeht. Die ermüdenden Jobs als Tablettschieberin oder Barklimperer.

Die Hoffnungen, die immer wieder enttäuscht werden. Die Hürden, die sich stets aufs Neue aufbauen. So klopft der Knüppel namens Alltag die Liebe mürbe.

Den Rest erledigt der Erfolg, weshalb "La La Land" weniger mit "My Fair Lady" gemein hat als mit dem Oscar-nominierten "Toni Erdmann". Während bei "My Fair Lady" sozialer Aufstieg und Liebe noch miteinander einhergingen, gibt es in "La La Land" und "Toni Erdmann" nur ein Entweder-oder. Die nach oben Strebenden müssen für ihre Karriere bezahlen. Mit dem beruflichen Fortkommen kommt die Liebe fort.

Dieses Tauschgeschäft aber ist uns Experten für Lebensabschnittspartnerschaften und Fernbeziehungen allzu vertraut. Wo jeder seine Laufbahn verfolgt, laufen die Wege am Ende getrennt.

Deshalb ist ein Happy End - und das ist die bittere Botschaft von Regisseur Damien Chazelle - nur noch als Tagtraum möglich. Wir malen uns aus, was hätte sein können. Und dann gehen wir zur Tagesordnung über.

"La La Land" läuft im Mosel-Kino (Bernkastel) und im Skala-Kinocenter (Bitburg) sowie ab Freitag im Broadway (Trier).

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