Die Mosel lässt keinen mehr los

Ehnen · Der Moldau hat Bedrich Smetana ein musikalisches Denkmal gesetzt, und die Donau ist durch den berühmten Walzer geehrt worden. Der Mosel hat man jetzt klanglich mit vier Uraufführungen die Reverenz erwiesen.

 Sie geben der Mosel musikalisch die Ehre. Das Metzer Streichquartett Mosella und Mitglieder des Ensemble Vocal du Luxembourg. TV-Foto: Gerhard W. Kluth

Sie geben der Mosel musikalisch die Ehre. Das Metzer Streichquartett Mosella und Mitglieder des Ensemble Vocal du Luxembourg. TV-Foto: Gerhard W. Kluth

Foto: Gerhard Kluth (gkl) ("TV-Upload Kluth"

Ehnen. "Die Mosel gestern und heute" hatte Veranstalter Joseph Groben ein Konzert in der Pfarrkirche des luxemburgischen Städtchens Ehnen überschrieben und dafür gesorgt, dass nur Kompositionen auf dem Programm zu finden waren, die sich mit der Lebensader unserer Region befassten.
Da war natürlich eine ganze Anzahl von Moselliedern vertreten, die durch den Männerchor des Ensemble vocal du Luxembourg unter der Leitung von Rosch Mirkes interpretiert wurden. Ob nun das berühmte "Im weiten deutschen Lande" von Georg Schmitt oder auch das luxemburgische "Wann ech nees bei der Musel stinn" von Emile Eischen, komponiert 1999, eines machte das Ensemble deutlich: Kitschige Männerchorromantik gab es nicht.
Präzise, auf hohem künstlerischem Niveau besangen sie den Fluss, der so viele Menschen immer wieder begeistert. Da konnte man dem Schlusssatz von Carl Wallendas Lied "Ja, das hat die Mosel so an sich" nur zustimmen. Dort heißt es: Die Mosel lässt keinen mehr los.
Für den instrumentalen Part hatte Gruben das Streichquartett Mosella aus Metz verpflichtet. Aude Miller und Emilie Bongiraud (Violine) sowie die Bratscherin Violaine Miller und der Cellist Jean Adolphe wurden ihrer Aufgabe bestens gerecht, als sie zunächst "Les bords de la Moselle" von Rene de Boisdeffre erklingen ließen. Die Schönheit dieses spätromantischen Quartettsatzes warf die Frage auf, warum er kaum bekannt ist.
Bei den Uraufführungen zeigte sich, wie unterschiedlich man die Mosel sehen kann. Die Verse des Ausonius über den Strom inspirierten Pierre Thilloy zu einem über weite Strecken dramatischen und technisch sehr anspruchsvollen Werk. Der Trierer Joachim Reidenbach hatte Variationen über das Schmittsche Mosellied beigesteuert. Humor und Melancholie, Begeisterung und Nachdenklichkeit prägten sein Opus, das kaum eine kompositorische Finesse ausließ und moderne Tonsprache mit klassischen Techniken in Einklang brachte.
Die ebenfalls aus Trier stammende Magdalena Rumpff steuerte einen kurzen und sehr melodischen Satz bei, in dem sie ihre Vorliebe für den Fluss schon fast romantisch verklärte. Ausführlicher befasste sich Pierre Niemax (sen.) mit Variationen über das Lied "Mäi Wéngert" und legte überzeugend dar, dass auch er mit der Königsklasse der Kammermusik, dem Streichquartett, bestens vertraut ist. Der lebhafte Schlussapplaus in der nahezu vollbesetzten Kirche war berechtigt und hinterließ eine Hoffnung. Nämlich, dass die Kompositionen nicht in irgendeiner Schublade verschwinden werden. Das hätten sie nicht verdient. gkl

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