Die Orgel, mein Orchester

Auch Orgeln müssen überholt werden. Das Klais-Instrument in der Abteikirche Himmerod wurde aber nicht nur gereinigt und technisch auf einen neueren Stand gebracht, sondern auch im Klang vorsichtig revidiert. Die Konzertreihe dieses Sommers konzentriert auf sich Orgelsinfonik und lockt dabei mit neuen Ideen.

Großlittgen. (mö) Die große Orgel in der Abteikirche Himmerod war immer ein Zwitter. Als sie 1962 geweiht wurde, dominierte im deutschen Orgelbau noch ein neobarockes Ideal. Orgeln sollten nicht füllig klingen, sondern schlank, sollten scharf und deutlich zeichnen, sollten nicht das Sinfonieorchester imitieren, son dern sich ans Ideal eines Instrumentalensembles der Bachzeit halten. Aber die Bonner Werkstatt Klais hat sich schon damals nicht an die reine Lehre gehalten, sondern dem Instrument Merkmale der damals verpönten Orchesterorgel mitgegeben. Dabei soll es bleiben. Die jetzt abgeschlossene Renovierung hat das Klangbild des Instruments nur sehr vorsichtig verändert. Zwei Register, Trompete und Corno di Bassetto und ein Röhrenglockenspiel wurden neu installiert, drei weitere Register innerhalb der Orgel umgesetzt. "Keine neue Orgel, aber ein geschärftes Profil", erklärt Organist Wolfgang Valerius. Unter dem Motto "Die Orgel ist mein Orchester" präsentiert das Programm des diesjährigen Himmeroder Orgelsommers vor allem füllige Romantik, eine Vielzahl von Bearbeitungen und dazu einige Überraschungen. Der gemeinsame Auftritt von Nicolaus Kynaston und dem Trierer Uni-Orchester unter Alexander Mayer zur Eröffnung am 17. Juni ist jedenfalls neu in der Region und die Uraufführung einer Auftragskomposition durch David Briggs am 26. August ebenfalls. Beim "Symphonischen Konzert" (23. September) mit Franz Lehrndorfer auf der Orgelbank sowie den Trompetern Milen Haralambov, Thorsten Schaaf und Nikolai Tschotchev tritt der Trierer Wagner-Verband als Mitveranstalter auf. Und der Australier Thomas Heywood präsentiert am 15. Juli unter anderem Schuberts "Unvollendete". Finanziert wurden die Renovierungskosten von rund 132 000 Euro übrigens ausschließlich durch Spenden, davon 80 000 Euro aus dem Nachlass von Reverend John L. Birley, der bis zum seinem Tod im Jahr 2003 als Organist an der Abteikirche wirkte. Wolfgang Valerius erweist seinem Lehr meister denn auch die würdige Reverenz. Das letzte Sommerkonzert am 7. Oktober findet "In Memoriam Father John L. Birley" statt. Termine: 17. Juni: Nicola Kynaston und das Collegium Musicum der Trierer Universität unter Alexander Mayer mit Werken von Poulenc, Hindemith; Vierne und Widor. 1. Juli: Johannes Geffert mit Werken von Franck, Bossi, Beethoven und Liszt. 15. Juli: Thomas Heywood mit Werken von Rossini, Bach, Haydn, Schubert, Heywood und Sibelius. 29. Juli: Jörg Strodthoff mit Werken von Mendelssohn, Wagner, Brahms und Reger. 12. August: Martin Bambauer mit Werken von Saint-Saens, Lemare, Bambauer und Hendrie. 26. August: David Briggs mit Werken von Vierne, Briggs und Widor. 9. September: Winfried Bönig mit Werken von Dupré, Höller, Liszt, Widor und Karg-Elert. 23. September: Konzert für Orgel und Trompeten mit Franz Lehrndorfer, Milen Haralambov, Thorsten Schaaf und Nikolai Tschotchev und Werken von Händel, Bach und Wagner. 7. Oktober: In Memoriam Father John L. Birley. Wolfgang Valerius mit Werken von Guilmant, Franck, Dupré, Bach, Cocker, Whitlock, Birley, Elgar, Bridge und HändelAlle Konzerte beginnen um 15 Uhr. Himmeroder Zisterziensernacht am Samstag, 18. August ab 19.30 Uhr.

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