Die Stundeder Offiziere

BONN. Heute vor 60 Jahren versuchten deutsche Offiziere unter der Leitung von Claus Schenk Graf von Stauffenberg, Hitler zu töten. Eine in Hitlers Hauptquartier geschmuggelte Bombe sollte den Diktator töten. Der überlebte jedoch die Explosion.

Es sollte die Stunde der Offiziere werden, aber ihr Plan misslang. Im Sommer 1944 nahmen die Bedenken führender Militärs der deutschen Wehrmacht an den Eroberungsplänen Adolf Hitlers und seiner Art, den Krieg zu führen, immer mehr zu. Es waren schon mehrere Attentatsversuche gescheitert. Dennoch wagte Claus Schenk Graf von Stauffenberg einen letzten Versuch. Nachdem Stauffenberg an der Ostfront Kontakte mit Henning von Tresckow und Fabian von Schlabrendorff, beides hochrangige Generäle, aufgenommen hatte, erlangte er rasch eine führende Position im deutschen konservativen Widerstand. Auch viele Militärs im Westen sympathisierten mit ihm nachdem die Alliierten in der Normandie gelandet waren. Stauffenberg baute eine Organisation auf, die nach der Beseitigung Hitlers die Regierungsgewalt übernehmen sollte. Ein erster Plan sah vor, Hitler zusammen mit Göring und Himmler am 2. Juli 1944 auf einem Treffen am Obersalzberg bei Berchtesgaden zu beseitigen.Alliierte rücken vor: Die Zeit drängt

Allerdings erschien Hitler allein und das Attentat wurde daraufhin abgeblasen. Stauffenberg war es nämlich wichtig, die gesamte Führungsspitze auszuschalten. Die Zeit drängte jedoch, denn die alliierten Truppen marschierten in der Normandie immer weiter vor. Ein alliierter Sieg im Westen Europas hätte die Chance der Widerstandskämpfer auf einen Verhandlungsfrieden geschwächt. Stauffenberg konnte in seiner Funktion als Stabschef des Generalobersten des Ersatzheeres, Fritz Fromm, an Konferenzen teilnehmen, an denen auch Hitler anwesend war. So eröffnete sich Stauffenberg die Chance, am 20. Juli 1944, an einer Besprechung in Hitlers Hauptquartier "Wolfsschanze" bei Rastenburg in Ostpreußen, teilzunehmen. Er wollte dort eine Bombe zünden. Im selben Moment sollte die Operation "Walküre" ausgelöst werden. "Walküre" war ein Notfallplan der Wehrmacht für den Fall, dass Unruhen im Land ausbrechen sollten. Dieser Plan hatte einen wesentlichen Grundgedanken: Alle Waffengewalt auf die Wehrmacht zu konzentrieren.Hitler-treue Einheiten entwaffnen

Grundlage dafür war die Entwaffnung der paramiltärischen und Hitler-treuen Einheiten von Gestapo, SS und SD. Der Plan hatte aber auch eine Schwäche: Er musste möglichst schnell ausgeführt werden. Schließlich setzte er auf den Überraschungsmoment. Von Frankreich bis an die Ostfront hätten die einzelnen Befehlshaber der Heeresgruppen den Befehl umgehend ausführen müssen. Das taten jedoch nicht alle. So war schon der Befehlshaber im Hauptquartier der Wehrmacht in Berlin, Oberst Fritz Fromm, zögerlich. Während Stauffenberg von Rastenburg nach Berlin flog, widersetzte sich dort Fromm dem Befehl, Walküre auszulösen. Als Stauffenberg eintraf, ließ er Fromm von seinen Gefolgsleuten verhaften. Was folgte, war ein Befehls-Chaos. Fromm brachte in Erfahrung, dass Hitler die Explosion überlebt hatte und setzte wiederum die Verschwörer mit Hilfe ihm ergebener Soldaten fest. In derselben Nacht ließ er Stauffenberg und seine Gefolgsleute im Hof des Wehrmachtshauptquartiers erschießen. Das nützt ihm wenig. Er wurde später, wie viele andere Mitverschwörer vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt. Literatur: Ueberschär, Gerd R.: Stauffenberg - Der 20. Juli 1944, Frankfurt 2004; Knopp, Guido: Sie wollten Hitler töten. S. Fischer, Frankfurt 2004; Hoffmann, Peter: Stauffenberg und der 20. Juli 1944, Beck, 1998, Schrann, P.E. (Hrsg.): Kriegstagebuch des Oberkommandos der Wehrmacht 1940-145, 4 Bände, Frankfurt 1961-1965, Studienausgabe in 8 Bänden, Herrsching 1982; Zeller, Eberhard: Oberst Claus Graf von Stauffenberg. 1994

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