Die Versöhnung von Natur und Kunst: Ausstellung in Daun

Daun · Die Natur in der Kunst und die Kunst in der Natur suchte der unverbesserliche Romantiker Goethe. Wer sich in die Arbeiten von Mario Reis und Jhemp Bastin vertieft, die als Gemeinschaftsausstellung in der Galerie Augarde in Daun gezeigt werden, der wähnt sich auf den Spuren des Weimarer Dichterfürsten und seines Naturverständnisses.

 Treten in feinsinnigen Dialog: die Arbeiten von Mario Reis und Jhemp Bastin. An der Wand hängen die Flussaquarelle von Mario Reis, davor eine Holzskulptur von Jhemp Bastin. TV-Foto: Eva-Maria Reuther

Treten in feinsinnigen Dialog: die Arbeiten von Mario Reis und Jhemp Bastin. An der Wand hängen die Flussaquarelle von Mario Reis, davor eine Holzskulptur von Jhemp Bastin. TV-Foto: Eva-Maria Reuther

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In Reis' Flussaquarellen und Bastins Holzskulpturen ist beides gegenwärtig und zum versöhnten Ganzen geeint: Das Wesen jener Natur, in der die Arbeiten ihren Ursprung haben und das der Kunst, die sie aus diesem natürlichen Umfeld befreit und als zum Kunstwerk überformte Idee zeitlos macht, was ansonsten zeitgebunden und vergänglich ist. Einmal mehr zeigt sich eindrücklich in den beiden Positionen, wie Wandel Bestand schafft. Die Künstler selbst scheinen Teil dieser organischen Verbindung von Kunst und Natur.

Mario Reis, der an der Düsseldorfer Kunstakademie studierte und für seine Flussaquarelle die ganze Welt bereiste, ist inzwischen in die Nähe von Gerolstein gezogen, ganz nah an die Flüsse und Bäche der Eifel. Der Luxemburger Jhemp Bastin, der an der Académie Royale des Beaux-Arts in Brüssel ausgebildet wurde, lebt im Ösling, der waldreichen Gegend im Luxemburger Norden. Reis' Naturaquarelle sind gleichermaßen Prozesskunst wie Landschaftsmalerei. Zur Bildschöpfung legt der Künstler die Leinwand in den Fluss, der aus den Ablagerungen des durchströmenden Wassers sein eigenes Bild malt. Der bespannte Keilrahmen wird dabei zum Netz, in dem sich mit Steinen, Erde und Blättern auch das Treibgut Zeit fängt. Aus dem Fluss genommen fixiert der Künstler im Atelier das Bild. Dabei entstehen abstrakte Gemälde mit lebhafter und vielfältiger Binnenstruktur. Zuweilen durchzieht ein feines Gespinst an Linien wie Lebenslinien den Bildraum.

Auch Jhemp Bastins Holzskulpturen, für die der Künstler selbst seine Stämme auswählt, leugnen ihre Herkunft nicht. "Die Natur ist unser aller Grundlage", sagt der Bildhauer. Wenn er dann das ausgewählte Holz nach Hause ins Atelier bringt und es mit der Kettensäge und anderem Werkzeug bearbeitet, verbindet sein gestalterischer Wille Kunst und Natur, ohne dass eins dabei leidet. Vielmehr gewinnen Jhemp Bastins Holzstämme in der künstlerischen Überformung ein zweites Leben. Ihrem gespaltenen Körper setzt der Bildhauer bisweilen eine Art Skelett ein. Andere Holzstücke werden zu Kuben, denen Gitter eingefügt sind. Überhaupt zeichnen Bastins Arbeiten die Balance zwischen offener und geschlossener Form aus, zwischen Bewegung und Statik. Obwohl sie schwer und rau sind (der Künstler nutzt die Struktur des Materials für die Oberflächengestaltung) haben Bastins Skulpturen mit ihren, mit schwarzer Asche gefärbten Einschüben, etwas Elegantes, so als ob die künstlerische Idee die rohe Natur überwunden hätte. Es ist ein lebendiger Dialog, in dem die Arbeiten von Mario Reis und Jhemp Bastin in Daun stehen. Er bietet jede Menge Anregungen, über Natur und Kunst nachzudenken.

Die Ausstellung läuft bis zum 21. Oktober; geöffnet ist sie dienstags bis freitags von 14.30 bis 18 Uhr, samstags von 11 bis 14 Uhr sowie nach Vereinbarung; Telefon 06592/10130, www.galerie-augarde.de

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