Die Welt ist voller Tore

Eindringliches zur Fastenzeit: In Zusammenarbeit mit dem Bildungsreferat des Bistums Trier zeigt die Katholische Akademie Trier die ausgesprochen sehenswerten Arbeiten des jüdischen Malers Jacob Pins.

Trier. (er) "Christus entschloss sich, um der Torheit der Menschen zu helfen, gewissermaßen ein Tor zu werden. Als Mittel wählte er die Torheit des Kreuzes", schrieb Erasmus von Rotterdam (1466-1536) in seinem "Lob der Torheit". Wer im Trierer Robert-Schuman-Haus vor Jacob Pins eindrucksvollem Gemälde "Der gekreuzigte Clown" steht, der könnte fast glauben, vor einer modernen Illustration der weisen Schrift des holländischen Gelehrten zu stehen. "Heilige und Narren" heißt die Ausstellung, die Arbeiten des jüdischen Künstlers aus Höxter versammelt. Die eindrucksvolle Bilderschau ist so hintergründig wie ihr Thema. "Ein Narr in Christo ist der Apostel Paulus, wo er sich der Torheit Gottes beugt und ohne Scheu die Botschaft von Jesus Christus verkündet", sagte Akademiedirektor Jürgen Doetsch zur Eröffnung. Und auch die andere Seite von Paulus Narrheit sprach er an: "Paulus ist ein Narr, wenn er versucht, bösartigen Verleumdungen zu begegnen´". Jacob Pins hat beide Seiten ins Bild gesetzt. Ganz sicher hat er nicht an den Apostel aus Kleinasien gedacht, als er in seinen Bildern und Holzschnitten Narren ans Kreuz schlug und verhöhnen ließ. Pins Narr ist der Mensch selbst, der glaubt, der vertraut und der angesichts des Zustands dieser Welt daran zugrunde gehen muss. Mehr noch: Wenn man die spitzen Hüte seiner Narren sieht, die gleichermaßen das Zeichen des Clowns wie des Juden in der alten christlichen Bildersprache sind, so weiß man auch, welchen speziellen Menschen Pins gemeint hat. Sein gutgläubiger, geschundener Mensch, sein Pinocchio, den die Guten rühren und die Bösen täuschen, ist der jüdische Mensch. Womit er die Brücke zu Jesus Christus schlägt, der selbst ein Jude war. Der 1917 geborene Pins, ist ein vom Expressionismus geprägter Maler, was nicht zuletzt seine meisterlichen Holzschnittte belegen. Wie andere Vertreter dieses Stils nutzt auch Pins Formate und Inhalte der traditionellen christlichen Kunst, um seine Botschaft von der Narretei der Welt zu überbringen und womöglich dem Christentum den Spiegel vorzuhalten. "Anbetung der Maus" ist die Satire einer mittelalterlichen Anbetung des Jesuskindes, sein toter Narr ein Beweinungsbild. Zum Repertoire gehören zudem Kreuzigung, Totentanz und ein Hinweis auf Sebastian Brandts "Narrenschiff". Pins schauriges Triptychon, das herkömmliche dreiflügelige Altarbild, verkündet die Bankrotterklärung menschlicher Hoffnung auf Heil. Pins kannte die Menschen. Man muss sich nur seine Arbeit "Mob" ansehen. Kein Wunder bei einem Mann, der als 19-Jähriger vor den Nationalsozialisten fliehen musste, die seine Eltern ermordeten. Jacob Pins habe es abgelehnt, seine Bilder zu kommentieren, wird berichtet. Sie sind beredt genug. Nicht nur in ihrer Aussage. Jacob Pins eindringliche Bilder stellen dem Betrachter selbst so viele Fragen nach der eigenen Narretei, dass man sich am Ende davonmacht, weil man keine Antwort weiß.Öffnungszeiten: Mo-Fr 8-17 Uhr, Sa, So nach Vereinbarung, Telefon: 0651-8105-232, bis 11. März. Zur Person: Jacob Pins wurde 1917 als Sohn eines jüdischen Veterinärs in Höxter geboren. 1936 floh er vor den Nationalsozialisten und wanderte in Palästina ein. Von 1941-1945 studierte er Malerei und Grafik in Jerusalem und arbeitete dort als Akademie-Lehrer. 1978 wurde er Professor. 2005 starb er in Jerusalem.

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