Die schwere Kunst der Leichtigkeit

Gleichsam zu einem Heimspiel ist Guido Bidinger nach Trier zurückgekehrt. Dort sind in der Tufa Arbeiten des gebürtigen Trierers zu sehen.

Trier. Die Antwort kommt prompt. "Dass ich noch meine Farben sehen kann", antwortet Guido Bidinger auf die Frage, was für ihn Glück bedeute. Und dann fällt ihm noch etwas anderes ein: "Dass ich noch Herausforderungen wie diese Ausstellung hier meistere".Eine beachtliche seelische und künstlerische Anstrengung bedeutet die Werkschau, die derzeit in der Tufa zu sehen ist für den 87-jährigen Maler. Vor ein paar Jahren zog der Maler mit seiner Frau von der Mosel ins Badische fort. Das Wiedersehen mit seinen Bildern gleicht einem Treffen mit alten Freunden. Nicht nur, dass Bidinger den größten Teil seines Lebens in Trier verbracht hat. Über Jahrzehnte war der Maler auch eine Institution in der Kunstszene der Moselstadt. In zahlreichen Häusern der Region hängen seine Werke, ungezählt ist die Zahl seiner Malschüler. Die große Bilderschau im zweiten Obergeschoss des Hauses gibt einen aufschlussreichen Einblick in Bidingers Werk. Zu sehen sind neben Gemälden in Acryl auch Zeichnungen und Mischtechniken und natürlich Bidingers "Markenzeichen": seine Aquarelle. Gerade die schwere Kunst der Leichtigkeit im Umgang mit der nassen Farbe auf nassem Papier beherrscht der Künstler meisterlich. "Reisen bildet", was Dichterfürst Goethe feststellte, gilt auch für den Maler aus Trier. Seinen zahlreichen Reisen bis nach China oder Bali verdanken sich nicht nur unzählige Zeichnungen und reizvolle Reise-aquarelle, dort sammelte er auch neue Farben, Licht und Klänge.Die Farbe immer wieder neu erkunden

"Ich will die Farbe immer wieder neu erkunden, mich nicht festlegen", hatte er zum 80. Geburtstag vor sieben Jahren bekannt. Das Abenteuer Farbe reizt den Maler noch immer. Was gerade die jüngsten Acryl-Gemälde eindrucksvoll belegen. "Wie ein Mönch verbringe ich den ganzen Tag in meine Malerzelle", scherzt der Künstler. Erst am Abend verlässt er sie, um gleich am Morgen wieder weiterzumalen. Was sich an Bildern und Farben in seinem langen Künstlerleben angesammelt hat, verdichtet sich in seinen ausdrucksstarken Gemälden. Ein großes inneres Leuchten geht von den schönsten dieser Bilder aus. Wie in den Aquarellen dominiert auch in Bidingers Gemälden die Farbe. Selbst wenn mancherorts Figuren oder Gegenstände in den Bildern erkennbar sind, die Farben sind es, die unmittelbar sprechen und ihren Dialog mit dem Betrachter aufnehmen. Denn darum geht es dem Künstler auch: über die Bilder ins Gespräch mit anderen Menschen zu kommen. Wie hatte er seinerzeit gesagt: "Die ganze Welt ist mir ein Bild". Und das ist bis heute so geblieben, gleichermaßen was Innen- und Außenwelt und ihre Farbenpracht angeht. Bis 18.11. Di, Mi, Fr 14-17 Uhr, Do 17-20 Uhr, Tel.: 0651-4205468

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