Diener zweier Herren

Es ist schon komisch: Da leistet sich Trier ein Theater für neun Millionen Euro im Jahr und hat nicht die 20 000, die es braucht, um vernünftige Arbeitsbedingungen zu schaffen. Für Strukturen ist Geld da, bei pragmatischen Lösungen, die den Output verbessern, wird kaputtgespart.

Kurzsichtig. Die Probleme der Antikenfestspiele werden auf dem Rücken des Theater-Publikums und den Knochen der Künstler ausgetragen. Die künstlerische Qualität leidet, das (teure) Potenzial wird nicht optimal ausgeschöpft, die Mitarbeiter-Motivation sinkt. Effizienz buchstabiert sich anders. Der Intendant ist qua Amt Diener zweier Herren. Kein leichter Job. Aber im Zweifelsfall muss er Sachwalter seines Publikums und seiner Künstler gegenüber der Verwaltung sein und nicht umgekehrt. Dass der vorige Trierer Theaterchef das bis zur Sturheit exerziert hat, ist kein Grund, es jetzt ins Gegenteil zu verkehren. Gerhard Weber hat nach dem Festspiel-Defizit fraglos keine starke Position im Rathaus. Aber dass Spielplan-Absetzungen wie zuletzt vom Stadtvorstand in Ratssitzungen verkündet werden, ist ein alarmierendes Zeichen. Es kann eigentlich nicht ernsthaft um Geld gehen. Die 20 000 Euro für die Probebühne hätten sich sowohl in Holkenbrinks Schatulle wie in Webers Theateretat finden lassen. Sie dürften, nur als Beispiel, etwa dem entsprechen, was der Intendant als Gast-Honorar für die "alte Dame" Wiedemann ausgeben wollte. Das Haus leistet sich selbst bei kleinen Rollen wie derzeit im "Liebestrank" Gäste, lässt Ensemblemitglieder links liegen. Diesem Sparpotenzial nachzugehen bringt mehr, als auf große Bau- oder Personalinvestitionen zu warten, die nie kommen. d.lintz@volksfreund.de

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