Diesmal ist alles anders

TRIER. Eine Doppel-Premiere wartet am 29. April auf das Trierer Theater-Publikum. Zum ersten Mal wird mit Alban Bergs "Wozzeck" die bedeutendste "neue" Oper des 20. Jahrhunderts in Trier aufgeführt. Und zum ersten Mal führt Triers Sänger-Weltstar Franz Grundheber an einem Opernhaus Regie. Diese Woche war Bauprobe.

Nicht, dass ihm diese Bühne neu wäre. Franz Grundheber hat in den letzten Jahren oft auf den Brettern gestanden, die in Trier die Theaterwelt bedeuten. Aber da war er stets der Sänger, der von einem Regisseur die Vorgaben erhielt, die er - als Stargast mal mehr, mal weniger folgsam - umsetzte.Missionar im Dienst des Berg-Werks

Diesmal ist alles anders. Der in Hamburg lebende Sänger ist nach Trier zurückgekehrt, um seiner Heimatstadt die erste große Begegnung mit "einer der wichtigsten Opern der Geschichte" zu ermöglichen. Dass das sperrige Berg-Werk ohne die Attraktion der Grundheber-Regie kaum eine Chance gehabt hätte, in den Spielplan aufgenommen zu werden, ist dem Sänger durchaus bewusst. So hat er sich - halb zog es ihn, halb sank er hin - breitschlagen lassen, ausgerechnet jenes Werk zu inszenieren, für dessen Titelrolle er weltweit unangefochten als führender Interpret gilt. Wer ihn bei der Probe erlebt, käme kaum auf die Idee, der "große Grundheber" sei hier an der Arbeit. Er begrüßt die Bühnenarbeiter per Handschlag, umarmt herzlich seine "Marie" Vera Wenkert, fachsimpelt locker mit GMD István Dénes und tauscht Bühnenanekdoten mit Inspizient Hans-Dieter Schmitt ("Hallo HD - Hallo Franz") aus. Die ausgesprochen legere Atmosphäre kann freilich nicht darüber hinweg täuschen, dass hier konzentriert gearbeitet wird. Zum ersten Mal sieht Grundheber in Originalgröße die Bühnen-Elemente, die sein Ausstatter Dirk Immich entworfen hat. Noch sind es nur angedeutete Dekorationen, wellenförmige Aufbauten, die Außenstehende allenfalls ahnen lassen, welches optische Konzept dahinter steht. Aber schon die von Zeit zu Zeit eingeblendeten Lichtprojektionen erzeugen eine spannende Atmosphäre. Auf stellenweise stockdunkler Rampe bewegt sich Grundheber mit der ganzen Routine eines 40-jährigen Bühnenlebens. Aber manchmal kommen seine langjährigen Erfahrungen als Akteur seiner neuen Aufgabe als Regisseur ins Gehege. So hat ihm Immich eine Schräge in die Bühnengrundfläche gebaut, die die Sichtbarkeit für das Publikum verbessert. "Aber ich bin doch sonst immer gegen diese Schrägen, die behindern uns Sänger", sagt der 69-Jährige. Eine exakte Neigungsgrad-Angabe beruhigt ihn dann doch. Es gibt enorm viele Details zu klären. "Wo stellen wir die Bühnen-Musik hin?", will Dirigent István Dénes wissen. Sopranistin Vera Wenkert legt sich flach auf den Bühnenboden hinter einen Vorsprung. Jemand rennt durch den Zuschauersaal, um festzustellen, ob sie von irgendeiner Stelle aus zu sehen ist. Viel Zeit ist nicht, der viel gefragte Sänger ist im Moment nur auf der Durchreise. Aber im April, für die Haupt-Probenphase, hat er sich mehrere Wochen für Trier freigehalten. Er nimmt das Projekt unglaublich ernst. Aber auch für Trier wird sein Debüt ein besonderes Ereignis. Das Theater plant Rahmenveranstaltungen, die VHS richtet eine Seminarreihe aus. Die Doppel-Premiere des "Wozzeck" in Trier wird eben kein Theater-Ereignis wie jedes andere. Premiere von "Wozzeck" ist am 29. April im Theater Trier.

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