Trier. Als im letzten Herbst im beschaulichen Singen am Bodensee "Leporellos Tagebücher" Premiere feierten, rechnete alle Welt mit einem mächtigen Verriss. Zu kühn schien das Unternehmen, einen Pop-Star mit einer tragenden Rolle in einer klassischen Oper zu betrauen. Doch nach der Premiere überschlugen sich die gestrengen Kritiker von der "Zeit" bis zur "Süddeutschen" mit Lobeshymnen.

Der Mann, der die Take-Away-Version des Mozart-Klassikers erarbeitet und die ungewöhnliche Besetzung zusammengestellt hat, ist in Trier kein Unbekannter: Dirigent Fabian Dobler brillierte vor Jahren bei den Antikenfestspielen mit einer schillernden "Schönen Helena" in den Kaiserthermen. Dabei lernte er auch Guildo Horn kennen - woraus offenbar eine Künstler-Partnerschaft fürs Leben entstand.

"Leporellos Tagebücher" ist keine Travestie, sondern ein Aufbereiten von Mozarts Meisterwerk aus der Sicht des Dieners Leporello - und damit des "gemeinen Volkes". Die wesentlichen musikalischen Elemente, die berühmten Arien bleiben erhalten und werden von einem versierten Opern-Ensemble um den amerikanischen Bariton Douglas Yates interpretiert. Eine moderne Video-Ästhetik sorgt für den optischen Hintergrund des Stücks, das traditionelles Opernpublikum ebenso ansprechen will wie jüngere Zuschauergruppen. Trier ist die erste Station der aus der Singener Erfolgsproduktion neu entstandenen Version, die europaweit auf Tournee gehen soll. Die Vorstellungen finden am 28. und 29. (20 Uhr) sowie am 30. November (16 und 20 Uhr) statt.