Dreiklang der Künste

TRIER. Konstantin hat den Fuß in der Tür. Im Zeichen der Kreuz-Vision des römischen Kaisers stand der diesjährige "Aschermittwoch der Künstler" der Katholischen Akademie Trier. Im Mittelpunkt: eine ausgesprochen sehenswerte Ausstellung von Tobias Kammerer als Beitrag zum Konstantin-Jahr.

Die beiden bunten Glasfenster scheinen den Himmel zu öffnen, der sich vor der Aula des Robert-Schuman-Hauses ausbreitet. Um die ausdrucksvollen Arbeiten des Rottweiler Künstlers Tobias Kammerer, die eigens Bischof Reinhard Marx aus seiner Hauskapelle ausgeliehen hat, versammeln sich im letzten Licht des Tages die zahlreichen Gäste zum diesjährigen "Aschermittwoch der Künstler". Unter ihnen: Weihbischof Stephan Ackermann und Generalvikar Georg Holkenbrink.Wenige Künstler aus Trier

Etwas spärlich auszumachen sind die Trierer Künstler. Ein Dreiklang der Künste aus Wort, Musik und Bildender Kunst ist angesagt. Freilich: Nicht allein der Austausch zwischen Künstlern, Kirche und Kunstfreunden wird hier intoniert. Die traditionelle Zusammenkunft ist auch jedes Jahr eine Bestätigung für die unverzichtbare Rolle der Kunst in Kirche und Gesellschaft. "Die Kunst kann das Guckloch zum Himmel sein", zitiert Micha Flesch, der Kulturbeauftragte des Bistums eingangs den kunstsinnigen Weihbischof Gerhard Jakob. Durch ihre Zeichen könne Unsichtbares sichtbar gemacht werden. Um himmlische Gucklöcher geht es tatsächlich an diesem Abend, genau genommen um jenes Kreuzzeichen, das - wie die Legende berichtet - Kaiser Konstantin in der Nacht vor der Entscheidungsschlacht an der Milevischen Brücke im Traum erschien. "In hoc signo vinces" (in diesem Zeichen wirst du siegen) wurde dem Kaiser damals prophezeit. Und nicht nur das: Auch das Christentum obsiegte als Staatsreligion und gab damit einem ganzen Kontinent seine Identität, wie Akademiedirektor Jürgen Doetsch später ausführt. Unverändert aktuell und weit mehr als die Geschichte eines Triumphs sei dieses Kreuz Zeichen, erinnert Doetsch. Es sei ein Zeichen der Hoffnung für alle Menschen über das Leben hinaus. Kirche und Menschen bräuchten die Kraft solcher Visionen. Gerade die Kunst vermittele die Notwendigkeit von Hoffnung und Symbolen. Eben das will auch Tobias Kammerer, dessen Werk im Mittelpunkt des Abends steht. Als Künstler, der den Himmel thematisiert, bezeichnet Baudirektor i.K. Walter Hauth den 1968 geborenen Schwaben, der zu den hoffnungsvollsten Talenten zählt. Für Trier hat der Maler und Glaskünstler, der sich vorzugsweise mit sakralen Räumen und Themen beschäftigt, die Vision des Kaisers und seine Schlacht ins Bild gesetzt.

Kaiserliche Pferde in traumblau

"Jeder ist Konstantin", bestätigt der Künstler "Wir haben alle unseren Traum, unsere Wunden und Niederlagen." Kammerers malerische Arbeiten verraten seine Herkunft aus Phantastischem Realismus und Informel. Der Maler lässt Kaiser und Betrachtern ihren Traum. Das Traumblau der kaiserlichen Pferde, die Loslösung von der Form, die Leichtigkeit der Geste verwischen die Grenzen zwischen Sein und Schein. Die Farbe ist Sinngehalt, sie erzählt von Verletzung, Kampf und himmlischen Schein. Was Akademiechef Doetsch für menschliches Leben formuliert: "Im Kampf stecken Wunden, Verletzungen, Bitterkeit". Das versinnbildlichen gerade Kammerers rein abstrakte Arbeiten. Sie sind ein einziges farbliches Ringen von Emotionen. Was Kammerer in Farbe fasst, setzt als Dritter im Kunstbund Sven Kiefer auf der Marimba ins Tonbild. Beim Abendessen - den hochbedrohten Hering hat längst ein Gemüsegericht abgelöst - haben die Gäste Gelegenheit, Träume auszutauschen und Zeichen zu setzen. Dann beginnt das Nachtgebet stimmungsvoll begleitet von Mitgliedern der Choralschola am Trierer Dom unter Leitung von Domkapellmeister Stephan Rommelspacher.

Ausstellung: bis 5.4., Mo-Fr 8-22 Uhr, Katholische Akademie im Robert-Schuman-Haus, Auf der Jüngt 1, Trier, Telefon 0651/8105-0

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