E-Book frisst kleine Buchläden

Deutschlands Buchhändler und Verlage müssen sich umstellen, wenn sie auch künftig noch ein Geschäft machen wollen. Die Digitalisierung und das Internet krempeln nach der Musikbranche bald auch diesen Bereich um.

Berlin. Trotz dieser düsteren Prognose gibt es für die Anbieter auch neue Chancen, ergab eine Untersuchung des Instituts für Information, Organisation und Management der Münchener Ludwig-Maximilians-Universität. Die Forscher befragten im Auftrag der Friedrich-Ebert-Stiftung über 200 Experten nach ihren Prognosen. Demnach wird erwartet, dass der Anteil des Sortimentsbuchhandels am Gesamtumsatz der Branche bis 2017 von jetzt 54,8 Prozent auf 39,2 Prozent sinkt, während der Online-Versand sich von derzeit 6,9 Prozent auf 19 Prozent im Jahr 2017 fast verdreifacht. Als Folge wird eine zunehmende Marktkonzentration beim Buchhandel erwartet, also das Sterben kleiner Läden.Auch der Direkt-Vertrieb durch die Verlage wird leicht zunehmen und künftig 20,4 Prozent Marktanteil haben. Der Sortimentsbuchhandel müsse sich rechtzeitig neue, integrative Konzepte für die Ansprache seiner Kunden überlegen, raten die Forscher. Für die Verlage ist es egal, wo und von wem ihre Bücher verkauft werden, nicht aber, wenn sie nur noch in digitalisierter Form im Internet verbreitet werden. Da die Hardware sich immer weiter entwickelt und neuere Displays dem Leseempfinden von gedruckten Büchern nahe kommen, wächst der Markt für das E-Book. Forscher sagen harten Kampf voraus

Nach Einschätzung der Experten beschränkt er sich aber auf naturwissenschaftliche und medizinische Publikationen, auf Fachliteratur aus den Bereichen Recht und Wirtschaft sowie den Bereich Schule, Lernen und Ratgeber. Belletristik, Geisteswissenschaften, Kinder- und Jugendbücher sowie Kunstbände gelten auch in Zukunft als relativ ungeeignet für die rein digitale Verbreitung. Die Konsequenz für die Verlage aber auch für Druckdienstleister: Sie werden selbst versuchen, dieses Geschäft zu machen. Bisher dominieren bei der Volltextsuche im Internet Suchmaschinen oder Anbieter wie zeno.org, deren Marktstellung die Verlage laut der Studie angreifen werden. Die Forscher sagen hier einen harten Kampf voraus. Zudem stellen die im Internet mögliche Nutzung Textteilen, Suchfunktionen und Verlinkungen neue Angebote dar, mit denen auch die Verlage künftig Geld machen wollen. Allerdings machen sich die befragten Experten keine Illusionen über die erzielbaren Preise. Elektronische Bücher ohne Druck- und Kopierschutz dürfen nach ihrer Ansicht höchstens 70 Prozent der billigsten Druckausgabe kosten, solche, die nur für eine begrenzte Zeit und nur auf bestimmten Endgeräten nutzbar sind, maximal 37 Prozent der heutigen Preise. Insgesamt, resümieren die Forscher, sei das Internet keine Bedrohung für die Buchbranche als Ganzes, wohl aber eine erhebliche Herausforderung. Die große Unbekannte bei allen Prognosen bleibe aber der Leser und seine Gewohnheiten.

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