Eckige Brillanz

LUXEMBURG. Mit dem "Orchestre de la Suisse Romande" trat ein angesehener Klangkörper aus dem französischen Sprachraum in der Philharmonie an. Weder das Orchester, noch der Dirigent Marek Janowski und Pianist Radu Lupu bedienten Klischees von südländischem Musizieren.

Radu Lupu ist nicht der Wunsch-Schwiegersohn bürgerlich-gesitteter Eltern. Grauhaarig, zottelig mit wüstem Bart und finsterem Blick setzt sich der rumänische Pianist an den Flügel in der Luxemburger Philharmonie, lauscht dem Orchestervorspiel von Beethovens c-Moll-Klavierkonzert (Nr.3) mit einer Mischung aus Versenkung und Unbeteiligtheit und setzt an zu einem faszinierenden Sololauf.Manche Jüngeren spielen Beethoven klangglänzender, brillanter, virtuoser. Radu Lupu hat ihnen eines voraus: die nachdrückliche Formulierungskraft. Dieser Beethoven spricht! Der Mittelsatz entfaltet eine romantische Tiefe, als appelliere er an die Geister aus den Erzählungen des Beethoven-Bewunderers E.T.A. Hoffmann. Und selbst der ungewohnt leger-fatalistische Grundzug, den Lupu im Finale anschlägt, besitzt eigenwillige Überzeugungskraft.

Die besaßen die Begleiter nicht, jedenfalls nicht in dem Maße. Das "Orchestre de la Suisse Romande" unter Marek Janowski musiziert sauber und sorgfältig. Aber es fehlt das beflügelnde Pathos. Marek Janowski und seine Schweizer bleiben erdverbunden. Und auch César Francks d-Moll-Sinfonie besaß nichts von der romantischen Leichtigkeit, die in dieser Sinfonie mitkomponiert wurde.

An überzeugendsten bewährten sich Orchester und Dirigent in den "Metaboles" von Henri Dutilleux: Musik mit einer kristallin blinkenden Klanggestalt und einem überschaubaren Entwicklungszug, dessen fließende Organik an Debussy anknüpft. Vorzüglich! Begeisterung in der voll besetzten Philharmonie.

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