Eifelfilm: Die Region schaut noch ins Leere

Vor einem Jahr verfilmte Regisseurin Bettina Oberli im Eifeldorf Winterscheid Andrea Maria Schenkels Erfolgsroman "Tannöd", mit vielen Komparsen aus der Region (der TV berichtete). Diese Woche läuft der Film in den deutschen Kinos an - nur nicht dort, wo er gedreht wurde.

 Traudl Krieger (Monica Bleibtreu, Mitte) und ihre Schwester Marie (Dagmar Sachse) auf dem Weg zu Marias neuer Dienststelle, dem Danner-Hof. Foto: Constantin

Traudl Krieger (Monica Bleibtreu, Mitte) und ihre Schwester Marie (Dagmar Sachse) auf dem Weg zu Marias neuer Dienststelle, dem Danner-Hof. Foto: Constantin

Prüm/München. Wild rauschen die Wälder in Bettina Oberlis "Tannöd"-Verfilmung. Es sind vor allem Eifeler Tannenspitzen, die dramatisch bewegt die düstere Handlung spiegeln: Der Film wurde in wesentlichen Teilen in Winterscheid (Eifelkreis Bitburg-Prüm) und Umgebung inszeniert.

Nur beim Münchener Verleiher Constantin hat man offenbar den (geografischen) Wald vor lauter Bäumen nicht gesehen: In der Eifel jedenfalls - und auch in Trier - ist der Film nicht zu sehen. Gerade Prüm, rund 20 Kilometer vom Drehort entfernt, hätte sich angeboten. Aber Theo Riewer, Betreiber des Eifel-Kino-Centers, erhielt vor Wochen in München eine Absage.

"Die wussten gar nicht, wo Prüm ist", sagt er. Ergebnis: Riewer disponierte um, bei ihm laufen "Lauras Stern" und "Die Päpstin (immerhin: Auch dafür entstanden einige Szenen in der Eifel). Das gleiche Bild auch in den anderen Kinos der Region: "Natürlich habe ich gefragt", sagt zum Beispiel Christine Runge von der Eifel-Filmbühne in Hillesheim. "Aber das ist so in der Filmbranche. Das ist keine Missachtung der Eifel, das ist ein knallhartes Geschäft. Und dem will ich meine Programmstruktur nicht unterwerfen."

Der Verleih versuche eben den Film so gut wie möglich - und das vor allem in den großen Städten - auszuwerten. "Ich bin da eben das letzte Rad am Wagen", sagt Christine Runge. "Aber ich will mich darüber nicht mehr aufregen." Sie schätzt, dass "Tannöd" bei ihr erst im Dezember oder Januar auf die Leinwand komme. "Mein Publikum ist zum Glück bereit, darauf zu warten." Bei Theo Riewer geht es vielleicht doch noch ein bisschen schneller: Die Constantin habe sich vor einigen Tagen noch einmal gemeldet und ihm eine der 120 Kopien in Aussicht gestellt.

"Wahrscheinlich ist die irgendwo freigeworden. Ich werde am Montag nochmal mit denen reden."

"Das ist nicht so optimal gelaufen, das tut mir auch sehr leid", sagt Constantin-Pressesprecherin Anja Sigl. Sie bestätigt, dass man bei der Auswertung vor allem auf die großen Städte setze, zumal "Tannöd" mit nur 120 Kopien gestartet sei (größere Filme bringen es in Deutschland auf 800 und mehr Kopien). "Und wir müssen eben schauen, wie wir für einen solchen kleineren Film die Finanzierung reinbekommen."

"Hier sitzen eben auch nur Menschen", sagt sie. "Und wir hier in Bayern haben eben keine Ahnung, wo Prüm ist. Ich hoffe aber, dass der Kinobetreiber jetzt schnell noch eine Kopie bekommt."

Sie verspricht jedenfalls, sich mit den Verleih-Kollegen in Verbindung zu setzen: "Ich ruf da gleich noch mal an." Falls das klappt, würden sich vor allem die Winterscheider freuen: "Wir wollten ein Fest feiern, jetzt sind wir alle böse", sagt Ortsbürgermeister Leo Knauf. "Hunderte von Leuten wären da reingegangen. Weil das Buch so bekannt ist, weil der Film hier gedreht wurde und weil so viele Einheimische mitspielen.

Wenn der in Braunschweig läuft, weiß ich nicht, ob er da so gut ankommt."

Extra

Tannöd - der Film: Es ist eine Geschichte über das Böse, das immer wieder geschehen kann", sagt die Regisseurin Bettina Oberli über ihren Film, der nach dem Bestseller von Andrea Maria Schenkel entstanden ist. Der nach einer wahren Begebenheit gedrehte Streifen erzählt vom "Mordhof" tief in der bayerischen Provinz. Hier wurde eine gesamte Familie bestialisch erschlagen, samt Kindern und der neuen Magd. Keiner im Dorf ist überrascht: Der alte Danner war ein Tyrann, über Inzest wird getuschelt, die frömmelnde Frau hatte kaum etwas zu melden. Alle wussten, was auf dem Hof vorging, keiner hat etwas unternommen. Zwei Jahre nach der Tat taucht Kathrin (Julia Jentsch, "Sophie Scholl") im Dorf auf, um ihre Mutter zu Grabe zu tragen. Immer noch ist kein Täter dingfest gemacht, immer noch herrschen Angst und Schrecken, aber Kathrin ahnt nach Andeutungen, dass die Morde mehr mit ihr zu tun haben als ihr lieb sein kann (mit Julia Jentsch, Monica Bleibtreu, Volker Bruch).

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