Eigentlich zufrieden

MORBACH. (mö) Viele Möglichkeiten hat die Pfarrbücherei in Morbach nicht. Die ehrenamtlichen Leiterinnen suchen statt dessen den persönlichen Kontakt zum Benutzer.

Laut wollen sie nicht sein und auffallen schon gar nicht. Fotografieren lassen sich die beiden Damen in der Bücherei Morbach erst nach einigem Zureden. Die Bücherei ist im Pfarrheim St. Anna untergebracht, direkt im Stadtzentrum. Ein Raum, Bücher in Wandregalen, Tische, ein Sekretär. Ein paar Dekorationen für das Weihnachtsfest; die Bücherei gestaltet die Weihnachtsaustellung im Großen Saal des Pfarrheims natürlich mit. Keine auffällige Elektronik. Zumindest auf den ersten Blick hätten Raum und Einrichtung auch schon vor 60 oder 70 Jahren so aussehen können.Motivation: Lust am Lesen

Vier Frauen führen die Einrichtung ehrenamtlich: Neben Marlies Weyand sind es Annette Steinmetz, Silke Engisch und Karin Großkopf. Sie gehören zu den fast 350 ehrenamtlichen Bibliothekskräften in der Region. Es sei die Lust an Lesen, die sie alle motiviere, und der Wunsch, diese Lust anderen zu vermitteln, sagt Annette Steinmetz. Die Zahl der Medien in der Bücherei Morbach ist natürlich bescheiden. Aber Marlies Weyand und ihre Kolleginnen können sich auf die Kreisergänzungsbücherei Wittlich und die Ergänzungsbücherei des Bistums stützen. Das Angebot ist also größer, als es sich auf den ersten Blick darstellt. Genutzt wird die Bücherei von Bürgern aller Altersschichten - allerdings mit Ausnahme der Altersgruppe 20 bis 30 Jahre. Und das "Standbein" ist die Schöne Literatur. Trotz Kassetten, Videofilmen, Computerspielen und CD ROMs, die es in geringer Zahl auch gibt - das Buch bleibt Basismedium. Bei Marlies Weyand und Annette Steinmetz klingt an: Es ist auch ihr Medium. Und sie wollen nicht nur Bücher verleihen, sondern anderen auch die stille Kunst des Lesens, das Sich-Versenken in die Welt der Buchstaben vermitteln. Darum suchen sie den persönlichen Kontakt zu den Benutzern. Bei Kinderbüchern gebe es sogar einen kleinen Boom. Ein Tag ohne Lesen sei eben ein verlorener Tag. Die Morbacher Bibliothek ist nicht die einzige in der Gemeinde. Auch die Büchereien in Hunolstein und Haag versorgen Lesehungrige. Alle drei gehören zu den "Katholischen Öffentlichen Büchereien" (KÖB) im Bistum und im ehemaligen Regierungsbezirk, das sind mehr als die Hälfte aller Büchereien in der Region und deutlich mehr als die öffentlichen Bibliotheken. Trägerin der Bücherei Morbach ist die Kirchengemeinde St. Anna. Über die Finanzen reden die Leiterinnen nicht gerne. Man könne von den Leihgebühren - zwischen 10 Cent und einem Euro - einiges neu erwerben. Sie sei bescheiden, aber eigentlich ganz zufrieden, sagt Marlies Weyand mit einem Tonfall, in dem ein wenig Abwehr mitschwingt. Und: Man komme zurecht und wolle so weitermachen wie bisher.

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