Ein Bolero für die Liebste

"Sácala a bailar!" - "Hol das Mädchen auf die Tanzbühne!": Das gut gelaunte "Spanisch Harlem Orchestra" hat Fans lateinamerikanischer Salsa-Musik im Luxemburger "Atelier" verwöhnt - und überrascht.

 Das „Spanish Harlem Orchestra“ lässt Luxemburg beben. Foto: Martin de la Gardere

Das „Spanish Harlem Orchestra“ lässt Luxemburg beben. Foto: Martin de la Gardere

Luxemburg. (mc) Was braucht eine Band, um seine 650 Zuhörer von Anfang an zu begeistern? Im Fall des "Spanish Harlem Orchestra" reicht dazu ein nur sieben Sekunden langes schnelles Intro, gespielt auf Conga-Trommeln und Piano, unterbrochen von plötzlich einsetzenden Timbales, dem kubanischen Schlagzeug, gefolgt von wie ein Wasserfall einfallenden Posaunen- und Trompetenfanfaren - selbst Tanzmuffel lässt das nicht kalt. Stillhalten kann kaum einer bei diesem Rhythmus.Das erst vor wenigen Jahren gegründete 13-köpfige Orchester aus den Latino-Vierteln New Yorks, das bereits mit dem "Grammy"-Musikpreis geehrt worden ist, hat sich die "Salsa Dura" auf die Fahnen geschrieben: Musik der spanischsprachigen Einwanderer in den USA, eine Fortentwicklung älterer Stile wie Cha-Cha-Cha oder Son - und schnell. Schon zu den ersten Klängen setzen sich Paare ab, eins, zwei, drei, Drehung im Salsa-Schritt. Wer es nicht kann, und das sind die meisten, wippt einfach mit den Füßen. Vor allem das letzte Drittel des zweieinhalbstündigen Konzerts ist von schnellen Tanz-Rhythmen und wilden Perkussion-Einlagen geprägt - und das die offensichtlich mit Spaß auftretenden Sänger um Ray de la Paz ebenfalls mittanzen können, demonstriert das mitreißende "Mama Guela", ein Hit aus der ersten Scheibe "Un gran día en el barrio". Die Inhalte der Lieder sind dabei - zumindest für die europäischen Besucher - zweitrangig. Meistens dreht es sich um schöne Frauen und den Spaß am Tanzen, teils anzüglich, es gibt aber auch sozialkritische Texte. Die Truppe um Bandchef und Pianist Oscar Hernandez ist allerdings alles andere als eine reine Salsa-Combo. Schon gleich am Anfang huldigt SHO mit "Palladium" dem legendären Tanzsalon New Yorks und damit der Ära des Cha-Cha-Cha und Mambo Tribut. Ruhiger wird es mit einem Son-Klassiker im Stil des "Buena Vista Social Club", die Band legt gar eine Jazz-Session ein. Dem Spaß am Konzert tut dies trotz der Wechsel und teils minutenlangen Instrumentensoli keinen Abbruch. Nur als das Ensemble romantische Bolero-Musik der fünfziger Jahre anstimmt, ist der Applaus der Besucher eher gedämpft. Das mit viel Gefühl vorgetragene "Esperame en el cielo" ("Wart auf mich im Himmel") sorgt im "Atelier" aber für eine Atempause - ehe die Band mit den "Sácala a bailar, dale vuelta" das Tempo wieder anhebt: Hol das Mädchen auf die Tanzbühne - und dreh sie im Takt!

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort