Ein Feuerreiter mit Begeisterung

Traditionsgemäß beschlossen Chor und Orchester der Universität Trier das Semester mit einem großen Symphoniekonzert. Alexander Mayer hatte in die romantische Repertoireschublade gegriffen, um den Abend zu gestalten.

 Chor und Orchester überzeugten besonders im ersten Teil des Konzerts. TV-Foto: Gerhard W. Kluth

Chor und Orchester überzeugten besonders im ersten Teil des Konzerts. TV-Foto: Gerhard W. Kluth

Trier. Fast ausschließlich dem Schaffen von Johannes Brahms widmete sich das Semesterabschlusskonzert von Chor und Orchester der Universität Trier. Während sich der Chor mit Quartetten aus Opus 92 und Opus 112, sowie mit den Zigeunerliedern, Opus 103, beschäftigte, nahm sich das "Collegium musicum" des Campus der 3. Symphonie in F-Dur, Opus 90, an. Als Bindeglied dazwischen stand Hugo Wolfs Vertonung von Eduard Mörikes Ballade "Der Feuerreiter", in der Chor und Orchester gemeinsam agierten. 75 Sängerinnen und Sänger hatten Aufstellung im Auditorium maximum bezogen, um die herrlichen Texte von Franz Theodor Kugler (Opus 112), Georg Friedrich Daumer (Opus 92) und Hugo Conrat bei den Zigeunerliedern Klang werden zu lassen. Die Choristen waren begeistert bei der Sache, das sah man ihren Gesichtern an und so klang es auch. Natürlich musste man Abstriche machen. Dies nicht nur, weil es ein Laienchor ist, sondern auch, weil durch nur 16 Männerstimmen gegenüber ihren weiblichen Mitstreitern ein deutliches Missverhältnis bestand. Trotzdem war der Chor mit Eifer bei der Sache und man war gerne bereit, intonatorische Probleme zu überhören, weil die Interpretation der Sätze schlicht als gelungen bezeichnet werden muss. Eine wichtige und untadelige Stütze hatte der Chor durch den Pianisten Hans-Jörg Neuner, der sich seiner Begleitaufgabe absolut gediegen entledigen konnte. Bravourstück des Abends sollte aber Hugo Wolfs Feuerreiter werden, in dem Chor und Orchester eine geglückte, mitreißende Symbiose eingingen. Die Begeisterung, mit der dieses kurze und unglaublich dynamische Werk erklang, war ansteckend. Hätte man so etwas nur auch vom zweiten Teil des Konzertes sagen können. Freilich, auch bei der Brahmssymphonie darf man nicht außer Acht lassen, dass es sich um ein Laienorchester handelt, das, daran ist kein Zweifel zu hegen, sein Bestes gab. Auch darf man nicht übersehen, dass die Akustik des Audimax absolut ungnädig, fast schon brutal trocken ist. Reihenweise verkleckerte Einsätze, große intonatorische Probleme, mangelnde Spannung, weil man zu sehr mit der Umsetzung des Notentextes beschäftigt war, wiesen jedoch wieder einmal darauf hin, dass Mayer die Latte für seinen Klangkörper zu hoch gelegt hatte. Von der Bezeichnung "Allegro con brio", also von Schwung und Elan war etwa der erste Satz weit entfernt. An Mayers Dirigat war abzulesen, dass er klare Vorstellungen davon hatte, was da erklingen sollte. Allzu häufig jedoch waren Teile des Orchesters einfach nicht in der Lage, dies auch umzusetzen. Trotzdem: Sieht man die Mühen, die sich alle beteiligten an diesem Abend gegeben haben, war der kräftige und überaus herzliche Applaus im sehr gut besuchten Audimax berechtigt.

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