Ein Feuerwerk an kabarettistischen Höhepunkten

TRIER. Ein Frontalangriff auf die Lachmuskeln war der erste "Spaß.Gesellschafts.Abend" im voll besetzten Trierer Stadttheater. Moderiert von Star-Kabarettist Piet Klocke lieferten sieben Künstler und Gruppen eine spritzige Revue aus politischem und musikalischem Kabarett, Improvisationstheater und Comedy, kurz Kleinkunst vom Feinsten.

Fünf Jahre hat es gedauert, bis die erfolgreiche Idee aus Nordrhein-Westfalen den Sprung nach Trier geschafft hat. Solange nämlich gibt es schon die Spaß.Gesellschafts. Abende des Kölner Atelier-Theaters - Festival-Tourneen bekannter Kabarett-Größen gemeinsam mit Nachwuchstalenten -, die dank Sponsorings in großen Häusern verschiedener Städte stattfinden. So wie durch Unterstützung der Stadtwerke im Trierer Theater. Und hier hätte die Eroberung von Neuland nicht besser gelingen können. Das liegt einerseits am Publikum, das bereits mit stürmischem Begrüßungs-Applaus Bereitschaft signalisiert, sich auf jeden Spaß einzulassen. Und andererseits an den kabarettistischen Glanzleistungen der Künstler, allen voran des Moderators Piet Klocke. Der Fast-Zwei-Meter-Mann vom Typ zerstreuter Professor steht im zu kurzen Anzug auf der Bühne, redet in Halbsätzen und gestikuliert mit schlaksigen, ausladenden Handbewegungen. Allein das reicht schon, um Gesichts- oder Bauchmuskulatur in Lachkrämpfen zu schütteln, doch dann parodiert er den taumelnden Sturzflug einer Hummel oder erklärt: "Wenn ich ein Vogel wäre und los flöge, wäre es doch logisch, dass ich mal pfeife - ich will ja mit keinem zusammenstoßen." Die Lachtränen fließen noch, da betritt Herr Fröhlich die Bühne, seines Zeichens liebenswerter Tollpatsch auf Brautschau. Urkomische Poesie wie: "Auf der Weide pisst die Kuh, in meinem Herzen pisst nur du", bringen ihm leider nicht den ersehnten Bewurf mit weiblichen Wäschestücken. Seitenhiebe auf "Schwesterwelle"

Dann sind da die stimmgewaltige Evi und ihr Pianist, "das Tier", die mit cooler Barmusik einen Hauch von Las Vegas verbreiten. Wobei allerdings das Tier gelegentlich vom Klavierhocker kippt oder sich in der Luft eines Schuhs entledigt. Rein bewegungstechnisch ruhiger, aber nicht minder schrill folgen die Lottis, zwei Damen, die Probleme mit der Nachbarschaft im Mietshaus in spitzfindige Lieder kleiden. Auch Lars Reichow benutzt Musik als Medium für satirische Betrachtungen - etwa im Gesang über den deutschen Jammertaler, dessen weibliche Hälfte jedoch über optimistisch stimmende Bewältigungsstrategien verfügt. Denn Frauen, so erfahren die vergnügten Zuschauer, haben in ihren Gefühlskapseln Dekorationspapillen, die sie in düsteren Zeiten zur Herstellung von Sicherheitsfetischen wie Nuss-Stroh-Stoff-Holz-Puppen treiben. Bei Lioba Albus alias lebenskluge Hausfrau aus dem Sauerland bekommt die neue Berliner "Vernunftehe" ihr Fett weg. Gehässige Seitenhiebe auf "Schwesterwelle" oder Merkel, "die Pferdedecke, die nie zum Kaschmirschal wird", umrahmen Ausführungen über Sparpläne, die zum Selbsttöpfern der eigenen Urne zwingen. Doch damit nicht genug der Höhepunkte, denn es folgen die drei Frizzles mit Improvisationstheater. Spätestens beim aus dem Stegreif gespielten "Film" eines Interviews über "Tai Chi-Mähdreschen", das in vollkommen groteske Gebärdensprache übersetzt wird, ist es um das Publikum geschehen. Kein Auge bleibt trocken. Und das hält an, denn es folgt ein absolut spontanes Stück über eine Begegnung im Sonnenstudio, dessen einzelne Szenen auf Zuruf aus dem Publikum als Komödie, Western, Krimi oder Operette weitergeführt werden. Selten hat man so gelacht, selten ein solches Feuerwerk an Spitzenunterhaltung erlebt. Bleibt zu hoffen, dass es weitere Spaß.Gesellschafts.Abende in Trier geben wird! Evi & das Tier geben am 17. November, Lars Reichow am 23. 11. und Lioba Albus am 30.11. Einzelgastspiele in der Tuchfabrik. Beginn jeweils 20 Uhr.

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