Ein Fortschritt für die kleinen Länder

KIEL. Für NDR-Unterhaltungschef Jürgen Meier-Beer haben der Grand Prix und seine Vorentscheidung nichts an Attraktivität und Spannung eingebüßt. Wir sprachen mit dem NDR-Unterhaltungs-Chef und Redakteur der Sendung.

 In Sachen Schlager in ganz Deutschland unterwegs - 1998 auch in Trier, wo der NDR-Unterhaltungs-Chef Jürgen Meier-Beer mit OB Helmut Schröer vor der Guildo-Horn-Gala einen Stadtbummel machte.Foto: TV -Archiv/Dietmar Thomassin

In Sachen Schlager in ganz Deutschland unterwegs - 1998 auch in Trier, wo der NDR-Unterhaltungs-Chef Jürgen Meier-Beer mit OB Helmut Schröer vor der Guildo-Horn-Gala einen Stadtbummel machte.Foto: TV -Archiv/Dietmar Thomassin

Einnackter Hintern, eine Disqualifikation. Ist die Vorentscheidungzum Grand Prix in Verruf geraten? Meier-Beer: Versuche, unsere Sendung für andere Zwecke zu missbrauchen, hat es immer schon gegeben. Aber wir konnten stets rechtzeitig einschreiten. Entscheidend ist, was wir senden und wie die Fernsehzuschauer dann entscheiden.

Ein bisschen Spaß muss sein - doch in diesem Jahr setzen die Plattenfirmen eher auf gängigen Pop. Ist die Zeit der schrägen Typen vorbei?

Meier-Beer: Wir haben die Ambition, dass unsere Sendung Trendsetter ist. Was dieses Jahr konkret angesagt ist - warten wir doch die Zuschauerentscheidung ab!

Estland 2001, Lettland 2002 - von den Siegern spricht kaum noch einer. Warum werden aus Grand-Prix-Gewinnern keine Hits mehr?

Meier-Beer: Denken Sie doch nur ein weiteres Jahr zurück: Die Olson Brothers landeten 2000 einen bis heute unvergessenen Mega-Erfolg. Aber auch davor wurden nie alle Grand-Prix-Gewinner zu Hits. Die beiden kleinen Staaten Estland und Lettland konnten seit ihrer Unabhängigkeit noch gar keine Infrastruktur für die weitere musikalische Vermarktung aufbauen. Die sind erstmal zu Recht stolz auf die beiden ersten östlichen Grand-Prix-Siege. Das sollten wir anerkennen.

Was muss ein Lied Ihrer Meinung nach mitbringen, um ein Hit für Europa zu werden?

Meier-Beer: Wenn ich das wüsste, wäre ich kein Fernsehredakteur, sondern Plattenmillionär. Aber Gottseidank wissen es auch die Musikexperten nicht - das macht den Grand Prix immer wieder so spannend.

Im nächsten Jahr wird es eine internationale Qualifikation vor dem eigentlichen Festival geben. Droht der Grand Prix dadurch nicht noch unübersichtlicher zu werden?

Meier-Beer: Für Deutschland ändert sich nichts, denn unser Startplatz am Samstag bleibt erhalten. Nur für die kleineren Länder, die bisher nach schlechtem Abschneiden ein Jahr aussetzen mussten, ändert sich etwas: Ihnen ist nunmehr die Teilnahme in der Qualifikationssendung am Freitag garantiert. Dies ist für die kleineren Länder ein Fortschritt. Die Alternative, etliche Länder komplett auszuschließen, wäre mit dem Eurovisionsprinzip der europäischen Solidarität unvereinbar gewesen. Insofern hat die Grand-Prix-Erweiterung vielleicht sogar einen europäischen Vorbild-Charakter.

* Die Fragen stellte unser Mitarbeiter Markus Kratzer

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