Die Revolution gegen das dröge Erwachsen-Sein quiekt manchmal aus Kompaktwagen-Boxen. Harry-Potter-Hörbücher haben vielleicht den Weg geebnet, aber aus der "Straße der Jugend" ist längst ein Highway geworden. Da gibt es Endzwanziger, die sich auf deutschen Autobahnen das Oeuvre der "Drei Fragezeichen" zu Gemüte führen. Selbst wenn man etwa seit kurz nach Tschernobyl zu alt für die Jugend-Hörspiele um Justus Jonas & Co. sein müsste und auch die Retro-Welle abgeebbt ist. Ganz Hartgesottene machen selbst vor "Hanni & Nanni" oder den "Funkfüchsen" nicht Halt. Wer hören will, muss fühlen. Easy Listening für die schwer Gestressten. Ein bisschen wohldosiertes Klischee, gesprochen von den vertrauten Stimmen der Kindheit, gegen die Pein des Alltags. Drei Fragezeichen gegen die ungewisse Zukunft: Da ist das mollige Cleverle Justus, der sportliche Angsthase Peter. Da ist Bob, der Mann für "Recherche und Archiv". Da sind die immer gleichen Rituale ("hier, unsere Karte!"). Und da ist die Gewissheit, dass die drei Jungs aus Rocky Beach den Fall lösen werden. Haben sie schließlich mittlerweile schon 120-mal so gemacht. Und zwar pronto, versteht sich. Es reicht ja, wenn schon der Kriecher in der Rost-Schleuder offenbar dem Rechtsfahr-Gebot den Krieg erklärt hat. Die "Wir übernehmen jeden Fall"- Helden aus Kalifornien haben es auch - indirekt - auf die Bühnen geschafft. So schwenkt das "Vollplaybacktheater" schon seit Jahren die Fahnen des gepflegten Jugend-Hörspiels. Vor allem urkomische, weil reichlich abgedrehte Interpretationen von "Drei-Fragezeichen"-Hörspielen haben es dem Ensemble angetan. Da wird Wallace zitiert oder man findet sich mitten in einer Pulp-Fiction-Szene wieder.Auf den Spuren von "Jupiter Jones"

Die Wuppertaler halten dabei brav den Mund, besser gesagt: Sie bewegen nur die Lippen. Die Stimmen kommen vom Original-Hörspiel. Beim Gastspiel am 1. Oktober im Trierer Forum verwursten die Playbacker dabei den ersten Fall der drei Detektive - "Die drei ??? und das Gespensterschloss", in dem auch der frühere Serien-Herausgeber Alfred Hitchcock eine Rolle spielt. Das Stück ist erst ab 16 Jahren frei gegeben. Vielleicht, damit die ursprüngliche Zielgruppe auch nicht auf dumme "Will-ich-hin"-Gedanken kommt. Die Buchvorlage von Robert Arthur erschien 1964 als "The Terror Castle". Während die drei Detektive in der Heimat USA keine allzu großen Erfolge feiern konnten, avancierte die Serie in Deutschland vor allem dank der Hörspiele und ihrer Sprecher (wie etwa Peter Pasetti oder Oliver Rohrbeck) zum Kult. Es ist ja schließlich kein Zufall, dass sich eine der angesagtesten Rockbands mit Trier-Bezug nach einer "???"-Figur benannt hat: Der erste Detektiv Justus Jonas heißt im amerikanischen Original "Jupiter Jones".