Ein Hippie-Krieger, der Harmonie bringt: Rapper Thomas D wirkt beim Sternstunden-Konzert mit

Trier · Mit den Fantastischen Vier hat alles angefangen. Nicht nur für die Karriere von Rapper Thomas D ein Startschuss, sondern auch für die deutsche Hip-Hop-Szene. Als Solokünstler setzt der 47-Jährige, der seit ein paar Jahren in einer Kommune in der Eifel lebt, auf tiefsinnige Texte. Zwei seiner Lieder wird er am Samstag, 10. Oktober, beim Sternstunden-Konzert der Marcus-Hübner-Stiftung in der Arena Trier singen. Begleitet wird er dabei vom Philharmonischen Orchester der Stadt Trier.

 Sieht sich neben all den klassischen Musikern als interessanten Cross-Over-Act: Rapper Thomas D. Foto: Oneartist

Sieht sich neben all den klassischen Musikern als interessanten Cross-Over-Act: Rapper Thomas D. Foto: Oneartist

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Trier. Tattoos, Glatze, Rapmusik - Wer diese Beschreibung hört, hat schnell ein klares Bild im Kopf und die wenigsten werden dabei gleichzeitig an Vegetarier, Kommune und Philosophie denken. Der Rapper Thomas D vereint all diese Aspekte in sich. Was mit Deutsch-Rap bei den Fantastischen Vier begann, entwickelte sich zu einer Rap-Solokarriere mit tiefsinnigen Texten über Naturschutz, Nächstenliebe und Verantwortung. Am 10. Oktober tritt er im Rahmen des Sternstundenkonzerts der Marcus-Hübner-Stiftung zusammen mit Stars der Klassikszene in der Arena Trier auf. Der Erlös des wohltätigen Konzerts geht an die Flüchtlingshilfe des Hauses Don Bosco. Redaktionsmitglied Stefanie Braun unterhielt sich mit ihm über ernstzunehmende Musik, innere Schweinehunde und harmonische Schwingungen.

Sie sind in Deutschland als Rapper bekannt und stehen beim Sternstundenkonzert mit klassischen Pianisten auf der Bühne - wie wird es sich anfühlen, wenn diese beiden Welten auf und hinter der Bühne aufeinandertreffen?
Thomas D: Es wird, denke ich, ganz normal sein. Jeder Musiker respektiert den anderen für sein Schaffen und seine Kunst. Da ist es egal, ob man auf Festivals internationale Rockstars oder Newcomer trifft oder ob, wie jetzt, die Klassik auf den Pop trifft. In der Außenwahrnehmung wird meist zwischen sogenannter U- und E-Musik unterschieden, also Unterhaltungsmusik und ernstzunehmender Musik, aber ich denke, spätestens wenn die klassischen Musiker mich haben performen sehen und merken, dass ich das mit genauso viel Herz und Leidenschaft mache wie sie, können wir uns auf Augenhöhe begegnen. Ich kann diesen Unterschied, der zwischen Unterhaltungs und "ernstzunehmender" Musik gemacht wird nicht unterschreiben, denn in meinen Augen mache ich auch "ernstzunehmende" Musik. Gerade die zwei Stücke, die ich ausgewählt habe, gewinnen in der Orchesterversion noch an Größe und Gefühl.

Welche Stücke haben Sie ausgewählt?
Thomas D: "Liebesbrief", ein sehr altes Lied und eines meiner Lieblingsstücke, und "Gott ist mein Zeuge", das von der letzten CD der Fantastischen Vier ist und meiner Meinung nach das schönste Stück, das ich je geschrieben habe.

Sehen Sie sich als Zugpferd der Veranstaltung?
Thomas D: Ich sehe mich eher als interessanter Cross-over-Act. Jemand, den man nicht erwarten würde, wo es doch hauptsächlich klassisch zugehen wird. Für viele der Zuschauer ist es also nicht der Kaufgrund, dass sie zwei Stücke von mir hören können. Der eine oder andere sieht mich vielleicht zum ersten Mal, das finde ich spannend. Gleichzeitig glaube ich, dass meine "Fans", sich von der Schönheit der klassischen Musik mitnehmen lassen werden.

Als Solokünstler haben Ihre Lieder oft einen Hang zu philosophischer Tiefe - welche Botschaft wollen Sie denn mit ihrer Musik vermitteln?
Thomas D: Das auf einen Satz herunterzubrechen ist schwierig, aber es geht um Dinge wie Selbstreflexion, das Leben, die Schönheit des Augenblicks, die Einzigartigkeit von, nicht nur jedem von uns, sondern von allem auf dieser Welt, von der Wertschätzung des Lebens, von Respekt im Umgang mit sich selbst und mit anderen. Es geht in meinen Texten auch darum, was tun wir und wie wir Verantwortung übernehmen für das, was wir tun.

Sie leben in einer Kommune, haben schon ein Fitness-Video unter dem Titel "Fighter Fitness" rausgebracht und Gottesdienste gehalten - Was sind Sie eher Asket, Hippie oder Krieger?
Thomas D: Vielleicht ein Hippie-Krieger (lacht). Ich könnte auf jeden Fall asketischer leben. Ich habe mein Redbull schon fast getrunken, ich habe schon eine Zigarette geraucht, obwohl ich eigentlich gar nicht rauche. Zum Frühstück habe ich ein paar Kekse genascht. Der innere Schweinehund ist momentan ein bisschen größer. Sicher auch bedingt durch die viele Arbeit. Einen Hippiekrieger macht aus, für das Gute zu kämpfen. Er versucht auch in den harten Zeiten, in denen die Menschlichkeit oder das Miteinander zurücktreten, für das "Wir" zu kämpfen. Alles hat einen Effekt in dieser Welt und deshalb sollten wir darauf achten, dass wir Gutes tun. Etwas, was die Welt ein bisschen besser macht.

Mit dem Erlös des Sternstundenkonzerts sollen Flüchtlingskinder unterstützt werden. Was würden Sie sich denn für die Situation mit den Flüchtlingen wünschen?
Thomas D: Ich würde ein bisschen mehr Bewusstsein für unsere eigene Geschichte wünschen. Denn viele vergessen, dass diese Flüchtlingsströme nicht das erste Mal passieren. Wir müssen gar nicht soweit in der Geschichte zurückgehen, da hatten wir noch eine Mauer in Deutschland. Damals sind auch Leute aus der DDR geflohen und haben versucht im Westen Deutschlands ein besseres Leben zu finden oder aufzubauen. Wir hatten auch mal Krieg im Land während der Nazizeit, unsere Eltern und Großeltern sind teilweise selber Flüchtlinge gewesen.
Wir Deutschen, auch wenn wir uns sehr kritisch sehen, haben ein großes Herz und die Allermeisten helfen, wo sie können. Bei manchen Menschen würde ich gerne etwas Ignoranz wegnehmen und den Glauben,dass wir, wenn wir uns abschotten, überhaupt eine Zukunft haben. Was Deutschland ist und was Deutschland wird, ist nur möglich durch den Austausch mit anderen Kulturen, durch das Zusammenleben. Dass in Zukunft noch einige Schwierigkeiten auf uns zukommen, will ich gar nicht schönreden. Das wird eine große Herausforderung, aber wir haben sie schon öfters gemeistert - und das wird gerade gerne vergessen.

Musik ist ja ein Teil der Kultur. Glauben Sie, die Musik kann helfen, auch in Hinblick auf das Flüchtlingsthema?
Thomas D: Was hauptsächlich etwas bewegt, ist natürlich Geld. Deshalb ist es schön, wenn so eine Veranstaltung Geld generiert, das dann eingesetzt werden kann, um die Situation für die Flüchtlinge zu verbessern. Musik hat wiederum die Fähigkeit, das Herz und die Seele anzusprechen. Musik kommt an einen Platz, wo das Wort alleine nicht hinkommt. Eine Musik, die uns Harmonie nahe bringt, die lässt eben auch unsere Seele in Harmonie schwingen. Das ist der Zauber von Musik.
Und wenn wir die Leute bei dem Konzert ein bisschen verzaubern können und ein bisschen näher zu ihrem Herzen und ihrer Seele bringen, dann ist das etwas, was durchaus nachschwingt und auch in der Zukunft hilft, Menschen zu öffnen und sie wieder mit sich selbst zu verbinden. sbraExtra

Beim Sternstundenkonzert wird Thomas D nicht der einzige Künstler sein. Musiker-Kollegen wie Frank Dupree, David Ianni, Patrick Bebelaar, Kaori Nomura, Jean Muller und Waldemar Grab treten ebenfalls auf - zusammen mit lokalen Künstlern wie der Leiendecker Bloas, Meike Anlauff, Thomas Schwab und Band, Thomas Kiessling, Meike Garden, Daniel Bukowski, Karl Sibelius und dem Klavierduo Heiß und fettig.

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