Ein Requiem mit zeitgemäßer Spiritualität

Trier · Der Schweizer Carl Rütti wirkt in Trier persönlich an der Aufführung der von ihm komponierten Totenmesse mit. Der Speechor präsentiert das Konzert.

 Der Speechor probt für die deutsche Erstaufführung des Requiems von Carl Rütti in Trier. Foto: privat, Fernand Urhausen

Der Speechor probt für die deutsche Erstaufführung des Requiems von Carl Rütti in Trier. Foto: privat, Fernand Urhausen

Foto: (g_kultur

Trier Es muss etwa fünf Jahre her sein. Damals wurde Jan Wilke von einem befreundeten Kollegen aufmerksam gemacht auf eine neue Vertonung der traditionellen Totenmesse. Carl Rütti hieß der Schweizer Komponist. Wilke hörte die Aufnahme an, die auf dem CD-Markt angeboten wurde. Er war spontan begeistert und konnte seinen Trierer Speechor gleichfalls begeistern für dieses vielschichtige und für die Ausführenden nicht ganz einfache Werk. Am Samstag, 11. November, 19 Uhr führt der Speechor unter Wilkes Leitung Rüttis Requiem auf. Die heikle Orgelpartie übernimmt der Komponist persönlich.
Was hat Jan Wilke und den Speechor so fasziniert an dieser ganz aktuellen, 2008 uraufgeführten Musik? Gewiss, die stilistische Spannweite der Komposition ist enorm. Der einleitende Introitus kommt ohne jedes Begleitinstrument, also auch ohne Orgel, aus. Da klingt der Cäcilianismus des 19. Jahrhunderts mit seinem A-cappella-Ideal mit. Aber noch wichtiger: Der Komponist fasst neben der Abschiedstrauer auch all die Endzeitschrecken und die persönlichen Fragen des Totengedenkens in Töne. Eine "zeitgemäße Spiritualität" macht Chor-Vorsitzende Suse Bauschmid in dem Werk aus. Es sei anspruchsvoll, aber auch emotionsstark. Und: "Es macht unglaublich viel Freude, dieses Requiem zu singen."
Rüttis Requiem ist kein liturgisches Werk, sondern ein Konzertstück. Und doch, so Wilke, sei es "sehr entschlossen religiös". Es sei Musik, die aus Gewohnheiten aufrütteln wolle. Und die gerade darin ganz modern ist.
Will Rüttis Requiem die Hörer mit Klangglanz und Theatralik überreden? Das ist es nicht, sagt Wilke, oberflächliche Faszination sei nicht das Ziel des Komponisten. Und doch: "Das Werk hat einen Sog, der die Hörer immer tiefer hineinzieht in seine religiöse Klangwelt." Es ist eine Welt von Ehrfurcht und Staunen. Nicht auf musikalische Überredung komme es dem Komponisten an, aber sehr wohl auf Überzeugen und stellenweise auf Überwältigen. Solisten sind neben dem Komponisten Carl Rütti an der Orgel Susanne Ekberg (Sopran) und Virgil Mischok (Bariton).
Karten für das Konzert am Samstag, 11. November, 19 Uhr, in der Jesuitenkirche Trier gibt es im TV-Service-Center Trier.Extra: GEPRÄGT VON DEN ENGLISCHEN CHÖREN


Der Schweizer Komponist Carl Rütti wurde 1949 in Fribourg geboren und wuchs in Zug auf. Nach dem Musikstudium am Konservatorium Zürich in den Fächern Klavier bei Sava Savoff und Orgel bei Erich Vollenwyder erwarb er 1975 Solistendiplome in beiden Instrumentalfächern. Während seines Studienjahrs 1976 in London begann er seine kompositorische Tätigkeit unter dem Eindruck der englischen Chöre. Zahlreiche Rundfunk-Aufnahmen hat Rütti seit 1981 eingespielt. 1999 führte er zu Weihnachten ein Werk bei den Proms in London auf. Mehrfach wurden weltweit seine Werke aus der King's College Chapel Cambridge ausgestrahlt. 2008 erfolgte die Uraufführung des Requiems für Chor und Orchester durch den Bach-Chor London in der Winchester Cathedral. Rütti hat mehrere CDs bei Naxos, ASV, Guild und Herald aufgenommen.

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