Ein Sommer voller Kunst

SCHÖNECKEN. Kunst kann sehr vielfältig sein. Den Beweis dazu tritt zur Zeit das Alte Amt in Schönecken an. Bis in den Herbst hinein kommen Liebhaber von plastischen Installationen, Radierungen, Kohlezeichnungen, Linolschnitten und vielem mehr auf ihre Kosten.

Kunst arbeitet auf verschiedenen Ebenen. Häufig sind damit Ausdrucksweisen und Interpretationsmöglichkeiten gemeint, in Schönecken kommt die räumliche Dimension hinzu. Denn seit vergangenem Sonntag können sich Besucher des Burgfleckens "hoch arbeiten", um die fünf aktuellen Ausstellungen unter dem Rahmenmotto des Kultur-Sommers 2005 "Kunst und Wissenschaft" zu besuchen. Etagenweise trifft man dabei auf verschiedene Kunststile. Einer davon ist der von Svenja Ritter. Als wäre die Atmosphäre im Kellergewölbe des Alten Amtes mit seinen kargen Lichtquellen und niedrigen Wänden nicht schon bedrückend genug, präsentiert die Künstlerin zudem eine Installation, die ihren schwarzen Humor und ihre surrealen Fantasien zum Ausdruck bringt. Mit Bezug zur Biologie und Gentechnik findet man dort durchgängig unterschiedliche Glasbehälter, in denen Silikon-Meerestiere in grüner Flüssigkeit schwimmen. "Ich möchte bei den Besuchern ein Gefühl des Unwohlseins produzieren", erklärt die gebürtige Karlsruherin ihre Motivation. Dabei verbinde sie das Schöne, das Abstoßende und das Unheimliche miteinander. Wenn man nun den Weg durchs Treppenhaus des Alten Amtes nimmt und eine Etage höher auf die Ausstellung von Stefan Philipps trifft, begegnet man erneut künstlerischen Gegensätzen. Unter dem Titel "Prêt à manger … fast food in slow motion" stellt der Trierer Künstler verschiedene Menues zusammen, die jedoch alle etwas gemeinsam haben: den Hühnerknochen. Sei es im Brötchen oder Burger, als Pommes oder Strohhalm, in fast jeder Gießkeramik findet man den Knochen wieder. Was einen zunächst zum Schmunzeln bringt, regt auch zum Nachdenken an. Und das beabsichtigt Philipps: "Wir müssen überlegen, wie wir mit der Natur und somit auch mit dem Thema Gentechnik und Forschungsdrang umgehen", fordert er. Um Natur dreht es sich weiter, wenn man schließlich im Erdgeschoss des Alten Amtes angelangt ist. Dort hängen Linolschnitte, Zeichnungen und Malereien von Hedda Wilms. Sie untersuchte die Pflanzenwelt an der Völklinger Hütte und fertigte nach diesen Vorbildern die Werke an. Dabei abstrahiert sie oft oder bedient sich der Farben, die sie zuvor aus den Pflanzen herstellte. Noch weiter hoch hinaus geht es schließlich zu den nächsten beiden Künstlern. Sie präsentieren ihre Werke in der Schönecker Burgkapelle. Günter May stellt dort seine Farbradierungen rund um die Themen Physik und Zeit aus. Seien es die Schöpfungsgeschichte, die Zyklen der Zeit oder die vier Elemente Feuer, Erde, Luft und Wasser - "Ich möchte die Kunst mit der Naturwissenschaft verbinden", erklärt May. Dagegen beschäftigt sich Erika Langbein bei ihren Kohlezeichnungen und Leinwandmalereien mit dem Menschen als leidende Kreatur. Titel wie "Einsamkeit" oder "Der Kiffer" sollen auf die gesellschaftlichen Missstände aufmerksam machen. Bei ihren Acrylarbeiten ließ sie einfach ihren Gefühlen freien Lauf. "Ich habe die Farben spielen lassen und sie dabei etwas in Form gebracht", deutet die gebürtige Brasilianerin auf ihr Gemälde. Etliche ihrer Werke hängen auch in der Alten Kirche. Noch bis zum 18. August kann man die verschiedenen Ausstellungen besuchen. Die Galerie Altes Amt und die alte Kirche haben mittwochs, donnerstags und sonntags von 14.30 bis 16.30 Uhr geöffnet. Die Ausstellungen in der Burgkapelle können montags, dienstags, samstags und sonntags von 14 bis 16 Uhr besichtigt werden. Telefonische Terminvereinbarungen sind unter 06553/3389 möglich.

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