Ein braver Abend

Trier. In der Trierer Konstantin-Basilika wird derzeit eine Orgel-Konzert-Reihe angeboten. Als sechstes Konzert stand ein Abend mit Sylvie Poirier und Philip Crozier aus Montreal auf dem Programm - mit mäßigem Erfolg.

Das sechste Orgelkonzert in der Konstantin-Basilika in Trier versprach etwas Außergewöhnliches zu werden. Vom Klavier her kennt man die Form der Vierhändigkeit, aber auf der Orgel? Sylvie Poirier und ihr Ehemann Philip Crozier aus dem kanadischen Montreal reisen seit 1990 als Orgelduo durch die Welt. Ihr Repertoire hat eine beachtliche Bandbreite, das neben der Romantik auch Frühbarockes und Zeitgenössisches aufweist. An den Beginn ihres Konzertes hatte das Duo mit Gustav Merkels Sonate in d-Moll, Opus 30, die wohl bekannteste große Komposition gesetzt, die auf der Orgel mit vier Händen und vier Füßen auszuführen ist. In das 16. Jahrhundert entführten die beiden Organisten ihr zahlreiches Publikum mit zwei Kompositionen von Thomas Tomkins und Nicolas Carleton.Gemäßigt, absolut tonal

Denis Bédards "Petite Suite" und die für das Duo komponierte "Dance Suite" von Jacobus Kloppers vertraten die zeitgenössischen Tonsetzer, allerdings in einer sehr gemäßigten, absolut tonalen Art. Die Interpretation der gewählten Werke durch Poirier und Crozier hinterließ einen sehr auf Sicherheit bedachten Eindruck. Nichts loderte in Merkels dritten Satz "Allegro con fuoco". Dass es in Bédards Suite eine Fanfare gab, konnte man nur an der Registerauswahl erkennen. Die eine Polka charakterisierende Lebhaftigkeit suchte man vergebens. Es war ein braver Abend, der Notentext wurde nahezu Ton für Ton umgesetzt. Die Lebendigkeit, die ein Konzert aber zu einem Erlebnis macht, die musste man über sehr weite Strecken vermissen. Schade, denn das Potenzial für ein wenig mehr Verve war durchaus vorhanden.

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