Ein dummer August mit großem Mundwerk

Er ist ein "Großmaul", und das im wörtlichen Sinne: Sein markantes Gebiss nutzt Komödiant Martin "Maddin" Schneider als humoristisches Mittel, um die naive Art seiner Figur zu illustrieren. Damit hat er es in die "Schillerstraße" und ins Kino geschafft, sein Soloprogramm "Ariwidätschi" in der Europahalle war aber nicht immer zum Lachen.

Trier. (fgg) Er erzeugte gemischte Gefühle: Martin "Maddin" Schneider konnte mit seinem Bühnenprogramm "Ariwidätschi" in der nicht ganz ausverkauften Europahalle nicht alle zum hemmungslosen Lachen verleiten. Vom ersten Gag des Abends an, der sich in der Kategorie "Lachen über andere Sprachen" eines verballhornten Japanisch annahm, konnte die Gagrevue nicht so richtig überzeugen. Wobei das Beispiel nicht als typisches missverstanden werden darf: "Maddin" kann man definitv zugutehalten, dass er weitgehend darauf verzichtet, seine Witze auf Kosten von Minderheiten zu reißen, wie es unter dem Deckmantel des mutigen Tabubruchs derzeit von drei Viertel aller Comedians getan wird. Im Gegenteil hat die Arglosigkeit seines dummen August "Maddin", der selten vulgär und nie zynisch wird, schon Seltenheitscharakter in der deutschen Humorszene. Allerdings ist er — trotzdem — selten richtig lustig, denn die Figur des naiven Deppen, der sich selbst natürlich als "Wuhmähnaisah" wahrnimmt, ist schon so oft dargestellt worden, wie die Themenfelder des Abends abgegrast wurden.Ein Meister des Fabulierens — ein Verlierer im Witze erzählen

Auch nutzten sich die immer gleichen Grimassen und der hessische Duktus doch recht schnell ab. Unterlief dem Schauspieler Schneider ein Versprecher, der nicht im Text stand, korrigierte er sich schnell, obwohl doch das Hadern mit der Sprache ein Teil von Maddin ist. Dazu klangen die Dialogzeilen des etwas biederen Jochen — "Maddins" Helfer an der Heimorgel — so auswendig gelernt, wie man es bei keinem Laienspiel zu hören bekommt. Warf der Musiker dann noch seine Heimorgel an, um Ausflüge in ach so exotische Musikwelten zu unternehmen, gab es nur einfallsloses Rumgehampel von Leuten, die Rap wohl nur von weit weg kennen, wo mal idealer Platz für echte Verbal-Akrobatik gewesen wäre. So war das alles einfach zu aufgesetzt und vorhersehbar, um wirklich Spaß zu machen. Das sah aber nicht jeder so: Während ein guter Teil der Halle über weite Teile des Programms regungslos blieb, wurde der andere durch einmal "Aschebeschä" sagen schon zu Begeisterungsstürmen hingerissen. Besonders Kinder hatten, hörbar, an dem kindischen "Lappeduddel" ihren Spaß.Dass er aber viel besser könnte, bewies Schneider, wenn er sich von den krampfigen Witzchen löste und stattdessen einfach fabulierte: Das dringende Problem einer überlaufenden Badewanne, dem Maddin mit unfassbar dämlicher Trägheit begegnet, brachte einige hübsch abstruse Momente und entwickelte sich als klassischer "Screwball" bis zu einem Höhepunkt der quälend langsamen Erkenntnis — die dann doch unerwartet ausfiel. Baute Martin Schneider mehr auf solche Elemente, könnte man für den Besuch seiner Programme eine Empfehlung aussprechen. Aber so eher nicht.

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