Ein italienischer Holländer

Trier · Wenige Tage vor seinem 80. Geburtstag tritt Opernstar Franz Grundheber in Trier auf. Er singt die Titelrolle in Richard Wagners "Der fliegende Holländer".

 Bariton Franz Grundheber schmiedet schon Pläne für autobiografische Abende in seiner Heimatstadt Trier. TV-Foto: Martin Möller

Bariton Franz Grundheber schmiedet schon Pläne für autobiografische Abende in seiner Heimatstadt Trier. TV-Foto: Martin Möller

Foto: Martin Möller (mö) ("TV-Upload M?ller"

Trier "Man hat mich gefragt." Franz Grundheber beantwortet die Frage nach dem Hintergrund der anstehenden Wagner-Aufführung kurz und lapidar. Am Sonntag (18 Uhr, Trierer Theater) wird der weltweit angesehene Bariton die Titelrolle in Wagners "Fliegendem Holländer" singen - auf Einladung des Richard-Wagner-Verbands, der in diesem Jahr sein 30-jähriges Bestehen feiert. Es wird eine "halbszenische" Aufführung sein, mit angedeutetem Bühnenbild und angedeuteter Handlung. "Nur konzertant wäre schrecklich langweilig", sagt Grundheber. Regie führt Momme Hinrichs, die musikalische Leitung hat Jochen Schaaf. Mit Grundheber stehen Thorsten Grümbel, Cornelia Ptassek, Clemens Bieber, Thomas Greuel und Marion Eckstein auf dem Podium im Trierer Theater.
Und um möglichst vielen Opernfreunden, Wagner-Anhängern und Grundheber-Fans den Zugang zu eröffnen, findet die Generalprobe im Trierer Theater öffentlich statt (16. September, 10 Uhr, der TV berichtete).
Franz Grundheber kann ungemein plastisch und spannend erzählen - über seine künstlerische Entwicklung, die Begegnung mit großen Musikern und nicht zuletzt über die Musik.
Man spürt: Da kennt jemand seinen künstlerischen Wert. Aber Grundhebers Selbstgewissheit unterscheidet sich krass vom Hang mancher Künstler zur eitel-koketten Selbstdarstellung. Ob er über seine Arbeit mit Karajan erzählt oder von der "Holländer"-Inszenierung Wieland Wagners - immer stehen Musik und Szene im Mittelpunkt und nicht das Innenleben der Akteure. Und wenn man ihn nach Vorbildern fragt, dann macht er ganz unmissverständlich klar: Die eigene Künstlerpersönlichkeit zu schulen ist wichtiger, als sich an Idole zu klammern. "Ich habe entwickelt, was ich in mir trage." Die eigene Fantasie zu fördern, sich inspirieren zu lassen und in der Auseinandersetzung mit Textbuch, Musik und, vielleicht, einem Regiekonzept das Kunstwerk Oper in seiner Schönheit und Tiefe zu entfalten - das ist Grundhebers künstlerisches Credo.
Wie er zu Wagners Musik steht? Nein, ein spezieller Wagner-Sänger sei er nicht. "Ich gehöre ins italienische Fach." Wagner zählt er zum Randbereich seines Repertoires. Amfortas (Parsifal) und Holländer hat er überall auf der Welt gesungen, den Holländer zuletzt vor fünf Jahren in der Wiener Staatsoper. "Gerade diesem Werk kann ich Italianitá mitgeben, kann Kantilenen aussingen", sagt er. Selbstverständlich hat er für die Holländer-Figur ein ganz klares, eindeutiges Konzept. Die Erlösung des ruhelosen Kapitäns vollziehe sich über echte, ehrliche Liebe. Solange der Holländer Frauen nur benutze, um zur Ruhe zu finden, scheitere er und müsse jedes Mal erneut sieben Jahre über die Weltmeere irren. Einzig seine Liebe zu Senta bringe die Erlösung. Und dann zitiert Grundheber aus der Schlussszene: "Du aber sollst gerettet sein."
Am 27. September wird Franz Grundheber 80 Jahre alt. Nicht nur seine Karriere ist sensationell, sondern auch, dass er in solchem Alter noch auf diesem enorm hohen Niveau singen kann. Der Holländer am Sonntag ist vielleicht ein Abschluss für seinen Wagner-Gesang. aber er ist kein Abschied von Trier. Grundheber schweben autobiografische Abende vor, mit Projektionen und Klangbeispielen. Der Erlös solle dann an Sozialeinrichtungen gehen.
Aber noch ist es längst nicht so weit. Bis Weihnachten steht der Bariton an der Wiener Staatsoper in Alban Bergs "Lulu" auf der Bühne - als Greis Schigolch in der dreiaktigen, von Friedrich Cerha ergänzten Fassung dieser Oper. Agneta Echenholz singt die Lulu, Bo Skovhus den Dr. Schön. Es dirigiert Pultstar Ingo Metzmacher. Premiere ist am 3. Dezember.Extra: DIE WAGNER-OPER IN TRIER


Das Konzert: Richard Wagners "Der fliegende Holländer" ist als halbszenische Aufführung am Sonntag, 17. September, 18 Uhr, im Theater Trier zu sehen. Dirigent ist Jochen Schaaf, Regie führt Momme Hinrichs. Mit Franz Grundheber (Holländer), Thorsten Grümbel (Daland), Cornelia Ptassek (Senta), Clemens Bieber (Erik), Thomas Greuel (Steuermann), Marion Eckstein (Mary), Trierer Konzertchor, Chor und Extrachor des Trierer Theaters. Philharmonisches Orchester Trier. Die öffentliche Generalprobe ist am Samstag, 16. September, um 10 Uhr. Karten gibt es im TV-Service-Center Trier, unter der TV-Tickethotline 0651/7199-996 sowie unter <%LINK auto="true" href="http://www.volksfreund.de/tickets" text="www.volksfreund.de/tickets" class="more"%>

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