Ein weites Feld und die "Wellness"

Entspanntes Festival bei knallender Sonne: Über 10 000 Zuschauer kamen zur dritten Auflage von "Rock-a-Field" im Süden Luxemburgs. Zu den Höhepunkten zählten die Auftritte von The Kooks und The Verve.

 Ein Mikro reicht: Gustaf Noren und Björn Dixgard von Mando Diao. TV-Foto: Andreas Feichtner

Ein Mikro reicht: Gustaf Noren und Björn Dixgard von Mando Diao. TV-Foto: Andreas Feichtner

Roeser/Luxemburg. (AF) Der Sonntag ist gerade ein paar Minuten alt. Auf der Rock-a-Field-Bühne gibt Ex-Trip-Hopper Unkle noch den atmosphärischen "Rausschmeißer", während im vollen Shuttlebus zu den kilometerweit entfernten Parkplätzen eine Erkenntnis blüht: Nein, das hier ist kein normales Rock-Festival. Kein Gegröle und Gehüpfe im Bus, kein Hintermann, der verzweifelt mit der eigenen Magensäure kämpft, dazu Gespräche im Murmelton. Und das nach fast zwölf Stunden lauter Musik unterm Freiluft-Toaster. Das "Rock-a-Field" ist so etwas wie die Wellness-Version unter den Rock-Festivals. Das gilt vor allem für das Drumrum: nur ein Tag und eine Bühne, keine streunenden Camper weit und breit, keine alcogepoppten Tetrapak-Leichen auf dem Gelände. Und am Bierstand ordert die örtliche Rock-Oberschicht Champagner. Musikalisch bleibt der Veranstalter "Den Atelier" seiner Linie treu: der Schwerpunkt liegt auf Indie-Rock. Bisweilen darf es auch härter sein (wie bei Anti-Flag) oder rhythmischer (wie bei Culcha Candela). Als Headliner kamen die wiedervereinigten The Verve. Deren letztes Album erschien Anfang Oktober 1997 und damit zu einem Zeitpunkt, an dem bei einem gefühlten Viertel der Zuschauer schätzungsweise gerade der Buchstabe "G" durchgenommen wurde. So sind gerade die jungen Zuschauer in den ersten Reihen beim Auftritt von Richard Ashcroft und Kollegen anfangs etwas irritiert. Breite Klangwände, dazu alles, was das Effektgerät so hergibt - und das gegen Ende eines Jahrzehnts, das man nicht gerade als sonderlich psychedelisch in Erinnerung behalten wird. The Verve können die ausgelassene Stimmung in den vordersten Reihen also nicht halten, für die vorher The Kooks oder Mando Diao gesorgt hatten. Das ändert nichts daran, dass The Verve einen eindrucksvollen Auftritt hinlegen - das Ende mit The Drugs don't work, Lucky Man und Bittersweet Symphony wäre in diesem Ambiente allein schon den Eintritt wert. "Gewinner" des Festivals: die Briten The Kooks

Gewinner des Festivals sind aber die konsensfähigeren The Kooks, die erst kurz zuvor verpflichtet worden waren: Die Jungs aus Brighton sind alle Anfang 20 und klingen so, als hätten sie in ihrem Leben nie anderes gemacht, als Musik zu hören und zu spielen. Da laufen die Zitate quer durch Jahrzehnte und Musikrichtungen. Das mag alles nicht völlig neu sein, aber es hat zumindest jede Menge Charme: Mit Liedern, die schon beim ersten Hören hängenbleiben. Nicht allzu anders machen das seit Jahren die Schweden Mando Diao, die bereits bei der RaF-Premiere 2006 dabei waren: unterhaltsamer, meist eingängiger Garagen-Rock. Am Nachmittag hatten bereits We are Scientists, The Cribs und die Luxemburger Lokalmatadoren Eternal Tango gespielt.Die Dirty Pretty Things, die als Ersatz für die verhinderten Babyshambles kommen sollten, mussten kurzfristig wegen Krankheit von Frontmann Carl Barat absagen.

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