Eindruck des Soliden

TRIER. Es ist mal wieder so weit: Wie in jedem Jahr versammelt die Gesellschaft für Bildende Kunst in diesen Tagen ihre Mitglieder zur großen Jahresausstellung in der Trierer Tuchfabrik.

"Wir folgen damit einer langen, 50 Jahre alten Tradition", begründet Horst Schmitt den jährlichen Showdown der hauseigenen Künstler. "Schließlich" - so der Vorsitzende des Trierer Kunstvereins - "soll jedes Mitglied der Vereinigung wenigstens einmal im Jahr durch uns die Möglichkeit erhalten, auszustellen."Wie in den vorhergehenden Jahren ist auch diesmal jedes austellungswillige Mitglied mit minde-stens einem Werk in der Schau vertreten. Wer mehr Arbeiten einreichte, musste eine Auswahl-Jury durchlaufen, die über die Anzahl der präsentationswürdigen Bilder oder Skulpturen entschied. Zu den eingeschriebenen "Gesellschaftern" gesellen sich einige geladene Gäste wie etwa Martina Diederich, deren Monotypien im Eingangsbereich der Ausstellungshalle denn auch gleich wegen ihrer Feinsinnigkeit ins Auge fallen.Unermüdliches Ringen um neue Ausdrucksformen

Alles in allem vermittelt der Überblick, den die bald 50 Künstler der aktuellen Schau bieten, weitgehend das Bild soliden Kunstschaffens. Was Achtung abverlangt, ist das unermüdliche Ringen manch eines Trierer Altmeisters um immer neue Ausdrucksformen. So etwa setzt sich der über 80-jährige Guido Bidinger, dessen Stärke ohne Zweifel im kleinformatigen Aquarell liegt, in der Tufa mit großformatigen Acryl-Landschaften auseinander. Bei dem 1924 geborenen Werner Persy sind die Formen auffällig im Fluß.Nach wie vor überwiegt auch bei der Gesellschaft für Bildende Kunst die "Flachware", soll heißen: Malerei und Zeichnung, etwas Grafik und Fotografie ist auch dabei. Drei klassisch moderne Pappcollagen hat Horst Schmitt eingeliefert. Unter den Fotoarbeiten fallen die schwarz-weißen Aufnahmen von Karola Perrot besonders auf. Von der Trierer Foto-Künstlerin würde man gerne künftig mehr sehen. Bernhard Matthias Lutz‘ Panoramafotos vermitteln eindringlich öde Parkhaus-Wirklichkeit. Sehen lassen können sich auch Anne Thieles Linoldrucke. Ganz ungewohnt und für seine Verhältnisse ein wenig zu konventionell kommen Karl Willems Mischtechniken daher.Mit Hühnerknochen gegen die Bürgerlichkeit

Entschieden zu einfach macht es sich diesmal Claudia Wenzler. Und auch Stefan Philipps überstrapaziert in diesem Fall seine Hühnerknochen. Wenn schon abgenagte Knochen gutbürgerlicher Behaglichkeit ins Unrecht setzen, hätte sich eine gemalte Tapete als "wall painting" besser gemacht als eine simple Stoffbespannung. Unter den bildhauerischen Arbeiten bleibt Werner Bitzigeios elegant schwingendes "Eisen X" der Star, seine gewickelten Drahtarbeiten wirken dagegen bieder.Solide - das ist der zentrale Eindruck dieser Schau. Was auch den künstlerischen Verhältnissen in der Region entsprechen dürfte. Richtige Ausreißer nach oben oder unten sind kaum zu beobachten. Allerdings stellt sich die Frage, was Michael Strobel oder Günther Faber bewogen hat, gerade diese Arbeiten zu zeigen. Sie zeugen lediglich vom harten Kampf um Form und Ausdruck in der Wirklichkeit des Ateliers. Nicht so recht schlüssig erscheinen auch Franz Schönbergers Bronzen auf rotem Sockel.Nicht alles ist neu, was hier präsentiert wird. Das ist ohne Zweifel ein Nachteil der Schau, in der man sich nicht zuletzt als Besucher über das aktuelle Schaffen der Künstler informieren möchte.Bis 23. November, di.-fr. 14 bis 17 Uhr, sa. u. so. 11 bis 17 Uhr.

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