Eine Sternstunde

BRNKASTEL-WEHLEN. Eine Sternstunde der Mosel Festwochen war das Konzert des Ensembles Cantus Cölln im Kloster Machern. Unter Leitung von Konrad Junghänel ließ das Quintett Madrigale erstrahlen.

Johann Mattheson, der große Musiktheoretiker des Barock schreibt in seinem Werk "Der vollkommene Capellmeister" wie man seine Stimme auf das angenehmste führen soll: "Richtig nach vorgeschriebenen Noten und Takten zu singen, das gehört in die niedrigsten Schulen." Beim letzten Konzert der Mosel Festwochen im Kloster Machern konnte man Sänger erleben, die diese niedrigsten Schulen schon seit langem weit hinter sich gelassen und ihre Gesangskunst in einem Grad vervollkommnet haben, der den Zuhörer sprachlos werden lässt. Zu Gast war das Ensemble "Cantus Cölln" unter seinem Leiter und LautenistenKonrad Junghänel. Mit Johanna Koslowsky, Elisabeth Popien, Hans-Jörg Mammel, Wilfried Jochens und Stephan Schreckenberger besteht Cantus Cölln aus fünf professionellen Solisten, die jeder für sich eine glänzende Karriere aufzuweisen haben. Stellvertretend sei hier der Tenor Mammel genannt, an den man sich in Trier gerne an die Aufführung des Weihnachtsoratoriums im Dom und in der Konstantinbasilika erinnert. Junghänel schafft den einzigartigen Spagat, aus diesem Quintett individueller Charaktere eine homogene Gruppe zu bilden, in der die Vorzüge des einzelnen zu einem betörenden Gesamtklang zusammenschmelzen. Das Ergebnis in Machern waren Madrigale vom Hof von Mantua, wie sie schöner nicht hätten erklingen können. Sie stammten aus der Feder vom dortigen Hofkapellmeister Claudio Monteverdi und dessen, von ihm hochgeschätzten Vorgänger Giaches de Wert. Jede einzelne Faser der Kompositionen, jede noch so kleine Gemütsregung, die von den Dichtern vorgegeben, setzte Cantus Cölln mit tiefer Liebe zum Detail um. Was etwa Torquato Tasso oder Francesco Petrarca zu Papier brachten und die Tonmeister zu Madrigalen inspirierte erstrahlte im Barocksaal des alten Klosters zu neuem Glanz, der aus sich heraus lebt und keiner wie auch immer gearteten Neudeutung bedurfte. Ein wunderbares Wechselspiel aus Tonmalerei der Musik und Lautmalerei der italienischen Sprache. Dabei, und auch das zeichnet Junghänel und sein Ensemble besonders aus, nicht in eine wissenschaftlich-historisierende Form gepresst, sondern schlicht ergreifend das umsetzend, was in Wort und Noten geschrieben steht. Eine Sternstunde der diesjährigen Mosel Festwochen.

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