Eine Vesper ohne akustische Weihe

Mit einer Marienvesper von Virgilio Mazzocchi bot das Echternacher Festival einem nahezu unbekannten frühbarocken Kapellmeister des römischen Petersdomes eine Plattform. Ausgeführt von Cantus Cölln und dem Concerto Palatino wurde es zu einem großartigen Abend.

Echternach. (gkl) Man konnte es einerseits verstehen, dass die Intendanz des Echternacher Festivals das Konzert von Cantus Cölln von der Basilika in den Saal des Trifolion verlegt hatte. Die Vorverkaufszahlen sprachen dafür, dass sich die Zuhörer in dem riesigen Kirchenschiff verloren hätten. Alexander Müllenbach, künstlerischer Leiter der Festspiele, nach den vermuteten Gründen für den mangelnden Zuspruch gefragt, meinte: "Einer der Ursachen ist wahrscheinlich, dass bei dieser Marienvesper nicht der Name Claudio Monteverdi steht, sondern Virgilio Mazzocchi. Den kennt niemand." An dieser Vermutung ist sicherlich etwas dran, jedoch kann man darauf nur antworten, dass die, die nicht da waren, sich der Chance beraubt haben, etwas Unbekanntes, Großartiges kennen zu lernen. Konrad Junghänel hatte mit seinem Cantus Cölln, unterstützt vom Bläserensemble Concerto Palatino, aus Psalmen des frühbarocken italienischen Meisters und Kompositionen von Giacomo Carissimi und Girolamo Frescobaldi eine Vesper zusammen gestellt, deren schlichte Schönheit einen alles durchdringenden Glanz hatte. Dienende Musik, die eine tiefe und ehrfürchtige Frömmigkeit in Töne kleidete, so angeordnet, wie es der Aufführungspraxis damaliger Zeiten an den Marienfesttagen entsprach. Interpretiert wurde das vielfach doppelchörige Ganze in der kleinstmöglichen Besetzung, will heißen, acht Vok alisten, eine Violine, drei Gamben, ein Kontrabass, Orgelpositiv und bei den Solopartien Junghänel mit der Laute. Dazu noch das verhalten strahlende Posaunentrio und ein Zink. Jedes Mitglied der beiden Ensembles für sich genommen ist ein exquisiter Solist und es ist das Geheimnis von Junghänel, dass er diese Individuen im Dienst der Werke zusammen fügt. Nur so war es möglich, dass sich der Zauber dieser Musik auch im Konzertsaal entfalten konnte. Obschon man hier gewisse Abstriche machen musste. Es fehlte die akustische Weite, die mehr Nachhall ermöglicht hätte.

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