Einigkeit durch Optimismus

TRIER. Der Trierer Konzertchor ist 40 Jahre alt geworden. Am 25. Juni findet das Jubiläumskonzert statt: Mendelssohn-Bartholdys "Elias". Franz Grundheber singt die Titelrolle.

Keine Spur von Altersmilde. Manfred May schaut den Gesprächspartner so unternehmungslustig an, als plane er gerade die nächste Chorgründung. Dabei etablierte er den "Trierer Kammerchor", seit 1993 "Trierer Konzertchor", vor 40 Jahren. Im Mai 1964 fand die erste Probe statt. Und als vier Jahre später Bachs Johannespassion aufgeführt werden sollte, formierte May aus acht Schülern ein verstärkendes Ensemble. Das war der Kern des Kinderchors. Der umfasst heute 25 Mitglieder und fungiert auch als Nachwuchsschule für künftige Konzertchor-Sänger. Was hat Manfred May dazu getrieben, neben der Arbeit als Musik- und Sportlehrer, neben der Tätigkeit in der Lehrerausbildung und zeitweise trotz einer gefährlichen Krankheit einen Chor aufzubauen und über Jahrzehnte hinweg zu leiten? Es war ein Stück Besessenheit, sagt er heute, eine Leidenschaft fürs Dirigieren. Es war ganz sicher nicht die Sucht nach Selbstdarstellung. Im Mittelpunkt stand immer die Musik - Komponisten, Werke und deren Interpretation. Fragt man die Chorsänger, so verschieben sich die Akzente. "Spontaner Spaß an Musik und Singen", gibt der Chorvorstand als Grund fürs Mitmachen an, dazu die Einmaligkeit des Konzert-Erlebnisses, die Verbindung von künstlerischer Qualität und persönlichen Kontakten und auch die heilende und tröstende Wirkung der Musik. Und dann sprechen sie über eine zentrale Eigenschaft des Dirigenten. Sie nennen es seine "Aura". Manfred May besitze die Fähigkeit, zu begeistern. Es ist seine Person, die mit ihrer Liebe zur Musik und ihrer positiven Ausstrahlung den Chor zusammenhält und motiviert - Einigkeit durch Optimismus. Mit diesem starken Impuls trägt der Chor auch unvertraute Musik mit. Stücke wie "A Child of our Time" von Michael Tippett oder zuletzt die "Apokalyptischen Reiter" von Heinz Heckmann lösten mehr Neugier als Abwehr aus. Selbstverständlich stehen die klassischen Oratorien im Mittelpunkt. Aber es gibt auch anderes: Musik vom Kurtrierischen Hof, französische Romantik oder die Ausflüge in die Oper, zuletzt mit Henry Purcells "Dido und Aeneas" im vergangenen Jahr. Hat solch ein intensives Engagement Zukunft in einer Gesellschaft, die die Menschen immer stärker einspannt in die Maschinerie der Arbeitsprozesse? Die Anfragen zum Mitsingen hätten eher zu- als abgenommen, von Singemüdigkeit gebe es nicht die Spur. Aber Manfred May registriert auch, dass die Besucherzahlen in den letzten Jahren zurückgegangen sind. Und doch trübt solche Skepsis die Zuversicht des Chorleiters kaum. Der Konzertchor sei immer ohne nennenswerte Subventionen ausgekommen, er habe sich "immer selber versorgt". Das ist für schwierigere Zeiten ganz gewiss eine gesunde Basis. Zum Jubiläum erklingt am Freitag, 25. Juni, 20 Uhr in Innenhof des Kurfürstlichen Palais Trier Mendelssohn-Bartholdys Oratorium "Elias". Der Trierer Konzertchor wird vom Städtischen Orchester begleitet. Solisten: Julia Borchert, Maria Kowollik, Helmut Wildhaber und Franz Grundheber. Leitung: Manfred May. Das Konzert findet im Rahmen der Mosel Festwochen statt. Karten: 06531/4066

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