Einladungen zum Zuhören

Die Freitagskonzerte im Bischöflichen Museum Trier sind eine leise, feine Einrichtung im Kulturleben der Region. Und doch: Ohne sie fehlte etwas. Welche Konzertreihe im Trierer Raum sonst konzentriert sich so undogmatisch auf das Klavier?

Trier. (mö) Der Titel des Vereins klingt nicht gerade attraktiv. "Freunde künstlerischer Museumsveranstaltungen" - da kreuzen sich museale Nostalgie und sprachaufwendiger Bürokratismus. Aber das täuscht: Seit Jahren füllen die "Freunde", die immerhin an die 90 Mitglieder in ihren Reihen zählen, die kleine, aber schmerzliche Lücke der Klaviermusik im Trierer Konzertangebot. An sechs Freitagen pro Saison mutiert der Steinway des Vereins im Bischöflichen Museum vom Möbelstück zum Instrument. Sechs Mal bieten Programme und Interpreten dann gewiss nicht spektakuläre Events, aber Darbietungen, die in ihrer Solidität und Vielfalt zum wirklichen Zuhören einladen. Und an die 500 Musikfreunde finden sich pro Saison dazu in den Räumen des Bischöflichen Museums ein.

Geschäftsführer und künstlerischer Leiter Wolfgang Manz, seit einigen Jahren Professor an der Musikhochschule Nürnberg und dem Trierer Raum schon weit länger verbunden, steuert die Konzerte geschickt an den Untiefen allzu beliebiger Programme und allzu unfertiger Künstler vorbei. Er hält das Schiff des Vereins auf einem Kurs, der sich am treffendsten auf die Formel "junge, konzertreife Künstler und abwechslungsreiche Programme" bringen lässt.

Da ist es auch kein Problem, wenn zur Eröffnung am 14. November eine Art Familienkonzert stattfindet - mit Ehefrau Julia Goldstein, Tochter des bedeutenden russischen Geigers Boris Goldstein, am Klavier und Tochter Larissa an der Violine und, immerhin, Tartinis "Teufelstriller-Sonate, Bachs berühmter Chaconne und der d-Moll-Violinsonate von Johannes Brahms. Und selbstverständlich fallen auch die übrigen Künstler nicht vom Himmel der Agenturen, sondern wurden von Manz persönlich entdeckt und verpflichtet. Das Klavierduo Burak Cebi und Ines Höpfl beispielsweise, Preisträger des Wettbewerbs "Münchner Klavierpodium". Oder die Zwillinge Karolin und Friederike Stegmann, die vierhändig auf dem Klavier und im Duo auf den Querflöten spielen - und beides auf viel versprechendem Niveau. Mit dem Sänger Antonio Leonel und der Pianistin Anna Maria Campistrus wagt sich der Verein sogar auf das heikle Terrain des Liedgesangs - und zudem mit einem "südamerikanischen" Programm, das echte Entdeckungen verspricht.

Einmal in dieser Saison setzt sich auch der künstlerische Leiter an den Flügel und spielt Musik der Antipoden Liszt und Brahms. Und wenn der gebürtige Russe Grigory Guzman Bach, Mozart, Gerhswin und Gulda spielt und die Musik ausführlich erläutert, wird auch die ansonsten streng beachtete Schwelle zum Gesprächskonzert für dieses Mal überschritten.

Vereinsvorsitzender Horst Langes, mittlerweile kurz vor dem 80. Geburtstag, wird im Januar den Staffelstab wahrscheinlich an Winfried Weber vom Bischöflichen Museum weiterreichen. Eine Veränderung im Programmkonzept ist mit dem Wechsel wohl nicht verbunden - das bestimmt ohnehin Wolfgang Manz. Und etwas anderes bleibt auch ganz bestimmt erhalten: Mit einigem Stolz weisen Vorsitzender und Geschäftsführer nämlich darauf hin, dass der Verein dem Staat nicht auf der Tasche liegt und trotzdem schwarze Zahlen schreibt.

Termine

14. November: Larissa Manz, Violine, Julia Goldstein, Klavier, mit Werken von Bach, Tartini, Dvorák und Brahms 12. Dezember: Burak Cebi und Ines Höpfl, Klavier mit Werken von Mozart, Medtner, Liszt und Debussy 16. Januar: "Zwillingskonzert" mit Karolin und Friederike Stegmann, Klavier und Querflöten 13. Februar: Wolfgang Manz mit Werken von Liszt und Brahms 20. März: Antonio Leonel, Gesang, Anna Maria Campistrus, Klavier, mit Werken von Ginastera, Buchardo, Guastavano und Piazzolla 17. April: Gesprächskonzert mit Grigory Guzman, Klavier, und Werken von Bach, Mozart, Gershwin und Gulda. Karten in den Musikhäusern Kessler und Reisser sowie im Bischöflichen Museum (0651)7105255, www.museum.bistum-trier.de

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