Einmal festnehmen, bitte!

TRIER. Die Überraschung des Rock-Jahres: Die in den 70ern und 80ern immens erfolgreiche Rockband The Police geht wieder gemeinsam auf Tournee. Im September und Oktober soll das Trio auch in Deutschland auftreten. Wo und wann ist noch offen.

Dialog auf der Bühne: "Sag mal, wie ging das Stück noch mal?" - "D-Moll, A-Moll, G-Moll..." - "Ach ja, stimmt!" Vor dem Lied schnell die Gitarren-Akkorde zuflüstern. Und weiter geht das Konzert. So läuft das auf Bühnen manchmal ab. Bei kleineren Bands. Wenn man das wacklige Liedchen schon ewig nicht mehr gespielt hat und das Langzeitgedächtnis einen Neustart braucht. Wenn Weltstars auftreten, kommt das kaum vor. The Police sind da eine Ausnahme. Denn die legendäre englische Band ist bei einem Geheimkonzert für einige Pressevertreter in Los Angeles wohl genau so verfahren: Erst noch zuflüstern, wie der Song geht. Improvisation und Spielfreude sind alles. Kein Schnickschnack. Kein ewiges Rumgeprobe. Gespielt wird, was in den Sinn kommt. Lust auf Erinnerung. Das Glück der Verklärung: Das Schöne bleibt hängen. Nicht der Zwist von früher, nicht der Ärger. Schließlich haben Bassist und Sänger Gordon Matthew Sumner (Sting), Gitarrist Andy Summers und Schlagzeuger Stewart Copeland schon sehr lange nicht mehr zusammen gespielt. 1986 hatte sich die Band aufgelöst, danach gab es nur noch sporadische Treffen: Einen Auftritt bei Stings Hochzeit 1992. Dann kam erst wieder der überraschende Reunions-Auftritt am vergangenen Samstag bei der Grammy-Verleihung. Da spielte das Trio nur "Roxanne". Ab Ende Mai gibt es wieder die ganzen Hits live zu hören - wie "So Lonely", "Message in a Bottle", "Every Breath you take" oder "Can't Stand Losing". Die Tour beginnt in Kanada und den USA. Im September und Oktober sind dann auch Konzerte in Deutschland geplant. Die Europa-Termine stehen aber noch nicht fest. Dass The Police genau drei Jahrzehnte nach Gründung wieder zusammen spielen, ist eine mittlere Sensation. "Wenn ich je wieder mit der Band spiele, dann erklärt mich für unzurechnungsfähig", das hatte der auch solo enorm erfolgreiche Sting verkündet. Als Trennungsgrund mussten damals die beliebten "musikalischen Differenzen" herhalten. Das heißt übersetzt: jede Menge Streit. Bei der Grammy-Verleihung hieß es nun: "Wir sind zurück!" Zuerst einmal live - und das auch ohne unnötigen Bombast und Show-Geprotze. Die drei Musiker sollen im Mittelpunkt stehen. Dass The Police nach Deutschland kommen werden, ist sicher die größte Konzertüberraschung des Jahres. Aber auch die "kleine" Genesis-Reunion mit Rückkehrer Phil Collins sorgt für Gesprächsstoff. Genesis kommt im Juni nach Deutschland - viele Open-Airs sind aber schon ausverkauft, wie etwa in Düsseldorf und Frankfurt. Karten gibt es noch für das Konzert in Brüssel (24. Juni). Auch eine 70er-Größe ohne Mainstream-Ausritte kehrt zurück: Van der Graaf Generator (mit dem charismatischen Sänger Peter Hammill) spielt unter anderem im ostbelgischen Verviers (15. April).

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Vom erwischt werden
Vinyl der Woche: Love Is A Wonderful Thing – Michael Bolton Vom erwischt werden
Aus dem Ressort