Einsames Instrument und ein Raum voller Musik

Mit einem großen Namen gestalteten die Echternacher Festspiele ihr herbstliches Nachspiel. Der Cellist Yo-Yo Ma gastierte beim Festival. Da man von vorne herein mit einem großen Besucherzuspruch rechnete, der dann auch tatsächlich vorhanden war, fand der Abend auch in der Luxemburger Philharmonie und nicht am Stammsitz Echternach statt.

 Yo-Yo Ma. Foto: Veranstalter

Yo-Yo Ma. Foto: Veranstalter

Luxemburg. (gkl) Yo-Yo Mas Auftritt in der Luxemburger Philharmonie zog zahlreiche Musikfreunde in den Musentempel unserer Nachbarn. Sicherlich war aber nicht nur der Name des Künstlers, sondern auch sein Programm ein Magnet. Immerhin sollten drei der insgesamt sechs Suiten für Violoncello solo, BWV 1007 bis 1012, von Johann Sebastian Bach erklingen. Pablo Casals war es am Anfang des letzten Jahrhunderts, der dieses Studien- und Lehrwerk hoffähig machte und dafür sorgte, dass es heute zum Pflichtrepertoire eines jeden bedeutenden Cellisten gehört.Der Auftritt Mas war ein Beleg für verschiedene Aspekte, die ein musikalisches Herz höher schlagen lässt. Zunächst konnte sich die exquisite Akustik der Philharmonie wieder einmal von ihrer allerbesten Seite zeigen. Ein einsames Instrument und doch ein Raum voller Musik. Da verwundert es nicht, dass der Konzertraum in die Gruppe der zehn besten Konzerthäuser der Welt aufgenommen wurde. Dann hatte man es natürlich mit einem technisch ausgezeichneten Solisten zu tun. Wo andere nur mit Mühe die Anforderungen erfüllen können, scheint Ma, seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, allergrößtes Vergnügen zu haben, den Noten Leben einzuhauchen. Aber bei aller Perfektion, die fast ungebrochen den ganzen Abend dominierte, blieb die Frage: War das wirklich Bach, der da erklang? Hätte der lehrende Thomaskantor diese Interpretation von einem Schüler gutgeheißen?Sowohl für die eröffnende, festliche C-Dur Suite, BWV 1009, das Intermezzo in d-Moll, BWV 1008, als auch für das D-Dur Finale, BWV 1012, muss man diese Frage verneinen. Überzogene Tempi in beiden Richtungen, fehlende Affekte, dafür zu viele Effekte, fehlende Stringenz bei der Dynamik, all dass ließ eine wirklich barocke Interpretation vermissen. Zweifellos ist Yo-Yo Ma einer der ganz großen Virtuosen auf seinem Instrument. Für die Bach'schen Suiten aber hat er hier keine Empfehlung abgegeben.

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