"Elvis hat mein Leben verändert"

TRIER. Die neue Platte "Pop classics - in Symphony" erscheint erst Ende September. In Trier singt der belgische Star, präsentiert vom Trierischen Volksfreund , bereits die neuen Lieder neben klassischen Songs.

Eine Anekdote erzählt, wie Sie zur Musik gekommen sind. Es geht um einen Plattenspieler, als Sie fünf Jahre alt waren. Lotti: Wir hatten damals keinen Rundfunk zu Hause. Nur diesen Plattenspieler. Ich durfte darauf alte LPs laufen lassen, Perry Como zum Beispiel. Als ich dann zum ersten Mal Elvis Presley hörte, hat das mein Leben verändert. Ich habe gleich mitgesungen. Die Musik hat mir besser gefallen als alles andere. Und das ist bis heute so geblieben.Könnte man sagen, Elvis Presley hat Sie überhaupt erst für Musik begeistert? Lotti: Ja, sicher. Da war diese Platte mit einem coolen Mann auf dem Cover: "C‘mon Everybody". Ich habe die Lieder gehört und mir gesagt: Das will ich auch machen. Es ist etwas in Elvis Stimme. Ein ganz seltenes Vibrato. Auf dem Album sah er sehr gut aus. Er trägt seinen Hochzeitsanzug.War Ihnen die Elvis-Faszination Ansporn, in dieser Richtung weiterzumachen? Lotti: Ich habe allem, was ich in meinem Leben gesungen habe, einen Elvis-Schwung mitzugeben versucht. In der Schule ging das so auch im Musikunterricht bei Liedern auf Niederländisch. Später war die Elvis-Imitation der einfachste Weg, Erfolg zu haben. Auf dem Schulhof haben die Mädels immer gebettelt: Sing noch mal Elvis. Heute gibt es in jedem meiner Konzerte ein Elvis-Medley.Haben Sie seinen Todestag heute vor 16 Jahren bewusst erlebt? Lotti: Ich kam zum ersten Schultag zurück in die Klasse und trug eine schwarze Lederhose und eine Lederjacke. Mein Lehrer meinte, ich würde wohl versuchen, Elvis zu ersetzen. Ich dachte: Woher weiß der, dass ich zu Hause Elvis höre? Von seinem Tod habe ich erst später erfahren. Aber für mich lebte er ja noch. Denn meine Platte war nicht kaputt.Sehen Sie sich in der Tradition von Elvis Presley? Lotti: Ich höre und singe seine Musik. Aber ich bin kein Elvis-Freak. Viele Fans schenken mir immer noch alles Mögliche, was damit zu tun hat. Ich bin aber gar kein wirklicher Sammler. Ich sammle nur die Musik. Und die habe ich natürlich bereits vollständig.Stört Sie das selbstzerstörerische Wesen von Elvis Presley? Lotti: Die Tragik von Elvis Presley macht seine Musik überhaupt erst interessant. Wenn er "My Way" singt, dann ist das authentisch. Bei mir ist es das bei diesem Lied noch nicht. Vielleicht singe ich "My Way", wenn ich 60 geworden bin.Ihr letztes Album war "My Tribute to the King". Sie haben auch eine Dokumentation für das ZDF in Memphis gedreht. Lotti:Wir machen jedes Jahr zum neuen Programm ein "Making Of" und ein Musik-Special. Uns kam die Idee, eine Art Dokumentation zu "My Tribute to the King" vor Ort zu drehen. Ein Traum von mir ging in Erfüllung. Ich bin vielen Zeitzeugen begegnet, habe Interviews geführt. Mit Cliff Richard habe ich gesprochen, weil er die europäische Antwort auf Elvis Presley in Europa sein sollte. Auf dem neuen Album singe ich mit ihm ein Duett beim Song "Danny Boy"."Pop Classics - in Symphony" erscheint am 22. September. Was erwartet uns? Lotti: Es sind Lieder aus den 60-er und 70-er Jahren. Sehr romantisch, manchmal psychedelisch. Das Ganze ist wieder symphonisch bearbeitet worden. Unter den 14 Titeln befindet sich auch "Bohemian Rapsody". Das Album stellen wir in Trier vor - als erstes von fünf Open Airs in Deutschland vor der eigentlichen Veröffentlichung.Wie wird das Live-Programm aussehen? Lotti: Im ersten Teil der Show präsentiere ich die neue Platte. Dabei wird ein Special Guest mit französischen Chansons auftreten. Im zweiten Teil singe ich eine Mischung aus den alten Alben - das heißt klassische, afrikanische und lateinamerikanische Songs. Mich unterstützt wie immer unser Orchester. 42 Leute stehen auf der Bühne.Ihr Musik verarbeitet eine Menge unterschiedlicher Einflüsse. Kann man den Stil von Helmut Lotti überhaupt beschreiben? Lotti: Ich bin nur ein Sänger. Manche Leute in der Musikbranche haben ein Problem, wenn sie etwas nicht definieren können. Ich habe jedes Jahr die Möglichkeit, etwas neues, etwas komplett anderes zu machen. Darüber freue ich mich.Während Ihrer Konzerte kommen viele Fans an die Bühne, überreichen Stofftiere und Blumen, schießen Fotos und bitten um ein Küsschen. Stört Sie das nicht? Lotti: Es stört die Show. Ich liebe meine Fans. Aber manche sollten einmal darüber nachdenken, dass viele andere Leute meine Lieder hören möchten. Wenn zwischen jedem Lied die Show unterbrochen wird, gibt es lange Pausen. Das ist nicht besser für die Qualität.In Trier wollen Ihnen die Lotti-Freunde Saar Pfalz einen Spendencheck für Unicef in der Pause überreichen. Sie selbst sind Unicef-Botschafter für Belgien. Lotti: Unicef hat mich 1996 gefragt. Ich glaube, wenn man etwas machen kann, muss man das machen. Ich gehe mit Kamerateams nach Namibia, wo die Aids-Problematik aktuell ist. Ich zeige den Spendern, was mit ihrem Geld passiert, was noch passieren muss, was nicht passiert. Wir sammeln Gelder. Wenn ein Fan Unicef etwas spenden möchte, sollte er das auf jeden Fall tun - auch ohne Scheckübergabe an mich. Die Fragen stellten unser Mitarbeiter Oliver Ruf. Helmut Lotti tritt am 28. Au- gust um 20 Uhr auf dem Domfreihof auf. Karten unter der Ticket-Hotline 0651/7199-996.

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