Emotional, tiefgründig, sensibel

Ein Erlebnis von hoher musikalischer und emotionaler Qualität bot das Konzert von Stephan Sulke in der Tufa Trier. 35 Jahre nach der erstmaligen Veröffentlichung eigener deutschsprachiger Lieder präsentierte er jetzt ein Programm reifer Chansons.

 Stephan Sulke singt über Liebe und Tod. TV-Foto: Anke Emmerling

Stephan Sulke singt über Liebe und Tod. TV-Foto: Anke Emmerling

Trier. (ae) Mit manchen Künstlern verhält es sich wie mit gutem Wein: Alter und Reife lassen ihre Größe erst richtig schmecken. So einer ist Stephan Sulke, das verdeutlicht sein Konzert zur neuen CD "Mensch ging das aber schnell" in der Trierer Tufa. Nichts weniger als das Leben ist sein Thema, aus der Warte eines 66-Jährigen, der feststellt, wie rasch es vorübergezogen ist. Alles, was Narben und Spuren hinterlässt, Liebe, Tod oder Scheitern, besingt er in an beste französische Chanson-Tradition erinnernden Liedern. Sie sind tiefgründig, dank perfekter Balance zwischen Melancholie und Humor jedoch nie schwermütig. Stärker als in jungen Jahren zeigt Sulke seine Meisterschaft, die Sprache und Musik zu intensivster Wirkung zu kombinieren.

So, dass beim Lied "Bist wunderbar" um neue Qualität der Liebe im Alter im Publikum schon mal Tränen der Ergriffenheit laufen. Souverän wechselt er zwischen Flügel, Keyboard und Gitarre, auch nutzt er musikalisches Playback.

Einmal, um eine feinsinnige Rezitation von Fontanes "Herr von Ribbeck" zu untermalen, einmal um den einsamen Trinker in der Bar mimen zu können, der stets betont, es gehe ihm gut, bis der Alkohol das Gegenteil zeigt. Gerade, wenn sich Sulke der Menschen wie du und ich annimmt, die über sich selbst oder Fallstricke des Lebens stolpern, ist er besonders stark. Dann ist er der "Typ von Nebenan" auf Augenhöhe, oder wie es ein Besucher formuliert, einer, der einem aus der Seele spricht. In seiner musikalischen Lebens-Quintessenz lässt Sulke auch seine eigene Biografie Revue passieren, in Erfolgstiteln wie dem von Herbert Grönemeyer gecoverten "Ich habe dich bloß geliebt", "Ich bin ein altes Zimmer" oder dem Gassenhauer "Uschi, mach kein Quatsch". Letzteren kommentiert er, wie auch seine Schweizer Herkunft mit umwerfender Selbstironie. Doch diese heitere Distanz des Darüberstehens ändert nichts an Sulkes grundlegendem Bekenntnis, zu allem, was ihn ausmacht, inklusive Macken, zu stehen. Das entspricht der Authentizität seiner in ihrer Intimität allgemeingültigen Lieder. Sichtlich bewegt feiert das Publikum den Künstler und lässt ihn erst nach vielen Zugaben ziehen.

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