Er rückt die Kunst ins rechte Licht

Trier · Vorhang kaputt, Bühnenbrett locker oder Heizungsventil defekt? Kein Problem, Willi Treutel-Jung kümmert sich darum. Er ist Hausmeister im Trierer Kultur- und Kommunikationszentrum Tuchfabrik (Tufa). Doch das umschreibt nur einen Bruchteil seiner Arbeit. Wir stellen ihn vor in unserer neuen Serie "Kulisse"

Trier. "Mit `Hausmeister hat es ein bisschen was zu tun", beantwortet Willi Treutel-Jung schmunzelnd die Frage nach seiner Tätigkeit in der Tufa Trier. "Man kümmert sich um alles, Künstler, Catering und Requisiten." Wenn auch eine dreiseitige Dienstanweisung seine Zuständigkeiten halbwegs definiert, begegnen sie ihm doch jeden Tag neu und anders. Dann zum Beispiel, wenn es um Aufbauarbeiten für Bühnenproduktionen geht: "Wir arbeiten ja hier mit Künstlern zusammen, die im positiven Sinne alle halb verrückt sind", sagt Treutel-Jung. "Die kommen oft mit speziellen Problemen oder Wünschen, und meine Aufgabe ist dann, Möglichkeiten und Lösungen anzubieten."
TV-Serie Kulisse


Geht nicht, gibt es nicht für ihn: "Es findet sich immer ein Weg!" So half er mit Konstruktionstipps einer Theatergruppe aus der Patsche, deren selbst gebaute Kulissen durch keine Tür passen wollten. Bei der Ideenfindung muss er mehr als praktische oder gestalterische Fragen berücksichtigen. Denn der 57-Jährige ist auch offizieller und geschulter Sicherheitsbeauftragter des Kulturzentrums: "Ich muss darauf achten, dass sich niemand verletzen kann", sagt er, "oder dass die Brandschutzbestimmungen eingehalten werden, zum Beispiel, wenn jemand Strohballen als Bühnenbild verwenden will."
Improvisationstalent sei das A und O seiner Tätigkeit: "Es darf ja auch alles nichts kosten." Teamarbeit sei ebenfalls enorm wichtig: "Die Informationen müssen fließen, sonst funktioniert hier nichts. Aber das klappt, wir sind ja auch ein Kommunikationszentrum." Das handwerkliche Rüstzeug hat Treutel-Jung mit einer Ausbildung zum Dekorateur in seiner Geburtsstadt Köln und einer zweiten Ausbildung zum Möbeltischler in der Eifel erworben. Dorthin war er seiner künftigen Frau zuliebe gezogen. Anschließend auf Arbeitssuche, vermittelte ihm das Trierer Arbeitsamt eine ABM-Maßnahme in der damals noch jungen Tufa. "Ich bin hierhergekommen und habe gedacht, was für ein verrückter Laden", erinnert er sich. Damals habe er sich nicht träumen lassen, dass er hier mehr als 25 Jahre bleiben würde. Im vergangenen November hat er das Jubiläum gefeiert. "Es hat eben doch alles gepasst", sagt Willi, wie ihn hier alle nennen. So ist sein geschultes Auge als Dekorateur gefragt, wenn Ausstellungen aufzubauen und auszuleuchten sind. Und sein vielseitiges handwerkliches Geschick ist überall unverzichtbar, ob ein Vorhang zu nähen oder etwas am Gebäude instandzusetzen ist. Sein Werkzeug hütet er mit Argusaugen, verleiht es nur äußerst ungern. Auch sonst hat er seine Prinzipien. Bis heute hat er weder einen Führerschein noch einen Computer. Ganz wichtig ist ihm, Aufgaben gleich zu erledigen und sich den (Schicht-)Arbeitstag gut zu organisieren, so dass Raum für spontane Problemlösungen bleibt. Die Eigenverantwortung und Vielfalt seiner Tätigkeit schätzt Willi Treutel-Jung sehr: "Ich fühle mich gut in meinem Job."
In der neuen TV-Serie Kulisse stellen wir regelmäßig Menschen vor, die den Kulturbetrieb am Laufen halten, ohne selbst im Rampenlicht zu stehen. Sie haben einen Themenvorschlag? Mailen Sie uns an trier@volksfreund.de
Extra

Das sagt Tufa-Chefin Teneka Beckers, Geschäftsführerin des Kultur- und Kommunikationszentrums, über Willi Treutel-Jung: "Für viele ist Willi das Gesicht der Tufa. Er ist ja schon fast von Anfang an dabei, kennt das Haus und alle, die hier ein- und ausgehen. Er ist immer da, wenn man ihn braucht, und er ist ein besonderer Typ. Für mich ist er in gewisser Weise die Seele des Hauses. " ae

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