Erstaunt über unentdeckte Schätze

Trier · Die neue Gesamtaufnahme von Max Regers Orgelwerk ist fast komplett, CD 15 wird in wenigen Wochen ausgeliefert, CD 16 in einigen Monaten. Unter den sieben Orgeln, die in das Projekt einbezogen wurden, steht die Trierer Domorgel mit sechs CD-Einspielungen an der Spitze.

 Josef Still, Organist im Trierer Dom, hat das gesamte Werk des berühmten Organisten und Komponisten Max Reger für CD-Aufnahmen eingespielt. Foto: privat

Josef Still, Organist im Trierer Dom, hat das gesamte Werk des berühmten Organisten und Komponisten Max Reger für CD-Aufnahmen eingespielt. Foto: privat

Trier. TV-Mitarbeiter Martin Möller hat Domorganist Josef Still zum Orgelwerk Max Regers, zu seiner Reger-Interpretation, zur Domorgel und zur neuen Situation in der Trierer Orgellandschaft befragt.Herr Still, die neue Gesamtaufnahme der Reger-Orgelwerke ist abgeschlossen. Immerhin drei der 16 CDs haben Sie auf der Trierer Domorgel eingespielt, drei weitere Gastorganist Martin Welzel. Wie kam es dazu?Josef Still: Ganz einfach: Wolfgang Rübsam, der das Reger-Orgelprojekt für die Firma Naxos betreute, hat mich in Saarbrücken gehört, übrigens mit Musik von Sigfrid Karg-Elert. Und das hat ihm gefallen.Ist die Domorgel ein ideales Reger-Instrument? Still: Naxos hat die Reger-Gesamtaufnahme nur in einem Fall auf einer Orgel aus der Reger-Zeit eingespielt und im Übrigen auf sogenannten Universalorgeln. Darunter, muss ich sagen, macht die Domorgel eine ausgesprochen gute Figur.Max Regers Orgelmusik war zeitweise heftig umstritten. Wenn Sie diese Musik in Ihr persönliches Koordinatensystem einordnen, wo steht sie darin?Still: Streit um Reger hat es bei uns im süddeutschen Raum nie gegeben. Ich bin mit Reger groß geworden. Trotzdem war ich erstaunt, wie viele unentdeckte Schätze es in Regers Orgelmusik gibt. Zum Beispiel die Orgelstücke op. 65 - sehr bedeutend und für den Interpreten nicht ganz einfach.Wenn Sie Reger spielen - was ist dann für Sie am Wichtigsten?Still: Reger ist für den Organisten kein Normalfall. Es genügt nicht, ein Werk von ihm drei Wochen zu üben, und dann stimmt alles. Reger verlangt mehr. Seine Musik muss im Interpreten reifen. Die herrliche Fantasie über "Wie schön leucht\' uns der Morgenstern" spiele ich heute ganz anders als vor 20 Jahren.Karl Straube, der Reger-Orgelinterpret par excellence und bis zu dessen Tod kritischer Freund des Komponisten, hat dessen Vortragsbezeichnungen radikal verändert. Wie weit halten Sie sich an Regers eigene, detaillierte Anweisungen?Still: Da lässt sich nicht alles wörtlich nehmen. Die Raumakustik spielt eine Rolle und natürlich auch das Instrument. Außerdem sind die zahlreichen Crescendi und Decrescendi, die Reger vorschreibt, auf der Orgel nicht immer realisierbar. Reger war ja kein Berufsorganist, das hat er selber betont. Aber so weit wie Straube würde ich nie gehen.Eine letzte Frage: In der Konstantin-Basilika entsteht eine neue, große Orgel. Ist es für Sie ein Problem, dass die Domorgel damit sozusagen in die zweite Reihe rückt?Still: Also, da bin ich frei von jeder Eifersucht. Die Trierer Orgellandschaft hat ohnehin viel zu bieten, und wenn jetzt eine herrliche, große Orgel dazu kommt, ist das ein enormer Gewinn. möMax Reger, Sämtliche Orgelwerke. Eingespielt auf Orgeln in Giengen, Fulda, Passau, Rottenburg, Mannheim, Chicago und an der Trierer Domorgel. Die Interpreten: Christian Barthen , Stefan Frank, Bernhard Haas, Hans-Jürgen Kaiser, Edgar Krapp, Ludger Lohmann, Wolfgang Rübsam, Josef Still, Kirsten Sturm und Martin Welzel. Erscheint bei Naxos, 16 CDs.

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