"Es geht um Musik, nicht um Befindlichkeiten": Interview mit den Machern von Grüne Hölle Rock am Nürburgring

Trier · Zwei Festivals in der Eifel konkurrieren im kommenden Jahr um die Rock- und Metal-Fangemeinde: Rock am Ring in Mendig (5. bis 7. Juni) und Grüne Hölle Rock am Nürburgring (29. bis 31. Mai). Im TV-Interview sprechen die Grüne-Hölle-Macher Ossy und Oliver Hoppe über Absage-Gerüchte, Verkaufszahlen und die Zukunft des Rings als Musikspielstätte.

Trier. Vom Kampf der Giganten ist vielfach die Rede, wenn es um die beiden Rockfestivals geht, die im Frühjahr 2015 Zehntausende Fans in die Eifel locken werden - an zwei aufeinanderfolgenden Wochenenden. Befeuert wird die Konkurrenz von Rock am Ring und Grüne Hölle Rock durch die Bekanntgabe aktueller Vorverkaufszahlen. Etwa 65 000 Karten für Rock am Ring sind laut Veranstalter Marek Lieberberg bereits verkauft. Peter Schwenkow von der Deutschen Entertainment AG (Deag), die Grüne Hölle Rock veranstaltet, spricht in der Süddeutschen Zeitung von einer "fünfstelligen Zahl".
Im Interview mit TV-Redaktionsmitglied Sarah München erklären Ossy und Oliver Hoppe von der Konzertagentur Wizard Promotions, die für die Deag die Grüne Hölle organisiert, warum sie vom Rosenkrieg der Festivalveranstalter nichts wissen wollen.

In den vergangenen Monaten wurde viel über die Zukunft des Nürburgrings diskutiert. Es gab Gerüchte, das Festival Grüne Hölle Rock würde vielleicht nicht stattfinden. Sehen Sie den Nürburgring als Veranstaltungsort dauerhaft gesichert?
Ossy Hoppe: Im Leben gibt es nie eine Sicherheit. In manchen Medien wurde bezüglich der Zukunft des Nürburgrings leider eine Unsicherheit bei den Fans geschürt, die gar nicht notwendig ist. Der Nürburgring ist, auch unabhängig von unserem Festival, für das ganze Jahr schon ziemlich ausgebucht. Neutral betrachtet ist der Nürburgring sicherer als jede andere neue Spielstätte.
Oliver Hoppe: Wir sind für das musikalische Programm verantwortlich und möchten nicht Teil dieser ganzen politischen Diskussion um den Ring sein. Wir haben in die Personen, die am Ring die Fäden in der Hand halten, Vertrauen. Wir sind jetzt in der Bringschuld, eine Vertrauensbasis für den Festivalgänger zu schaffen. Am Ende des Tages interessiert es doch keinen: Wer ist Veranstalter? Wer ist Betreiber? Es geht darum, drei Tage Spaß zu haben und geile Bands zu sehen.

Das Festival sollte zunächst zeitgleich zu Rock am Ring am ersten Juni-Wochenende über die Bühne gehen. Warum haben Sie den Termin um eine Woche verschoben?
Ossy Hoppe: Am Nürburgring stand zuerst, aufgrund der Auslastung, nur das erste Juni-Wochenende zur Verfügung. In Absprache mit der Firma Lieberberg konnten wir den Termin verlegen. So muss sich niemand zwischen zwei Festivals entscheiden. Das ist den Festivalbesuchern gegenüber fairer, denn wir wollen keine Auseinandersetzung auf dem Rücken der Fans austragen.

Dennoch nehmen sich die Festivals gegenseitig Bands und Zuschauer weg. Die wenigsten Fans werden an beiden Wochenenden anreisen. Viele haben sich zudem das erste Juni-Wochenende als traditionelles Ring-Wochenende frei gehalten. Was tun Sie, um die treuen Rock-am-Ring-Fans abzuwerben?
Oliver Hoppe: Die Fans haben den Vorteil, dass sie innerhalb von einer Woche die größten Stars der Musikszene live erleben können. Und das in einem Umkreis von 35 Kilometern. Und dann werden sie sich, wenn sie da waren, entscheiden, ob sie im nächsten Jahr wiederkommen.
Ossy Hoppe: Das Wort abwerben gefällt mir gar nicht. Wir sind Dienstleister, und es ist jedem selbst überlassen, wo er hingeht. Jeder neutrale Beobachter sieht doch, dass wir ein hervorragendes Line-up haben. Würde dieses Line-up unter dem Namen Rock am Ring laufen, würden alle Hurra schreien. Und bei uns sind viele noch unsicher. Das kann ich nicht nachvollziehen.

Welche Kriterien gab es bei der Bandauswahl?
Ossy Hoppe: Wir wollten rocklastiger werden. Ich als alter Rocker bin sowieso dagegen, dass man die Musikrichtungen zu sehr vermischt, und lege großen Wert darauf, dass es nicht zu extremen Unterschieden kommt.

Die Konkurrenz wird immer größer. Neben Rock am Ring und Grüne Hölle Rock gibt es weitere Festivals, die auch wachsen. Kann es dauerhaft zwei Drei-Tage-Festivals in unmittelbarer räumlicher und zeitlicher Nähe geben?
Ossy Hoppe: Letztendlich geht doch eh jeder dahin, wo er hingehen möchte, und wo er es sich leisten kann. Ohne uns würde es den Nürburgring als Musikspielstätte gar nicht mehr geben. Mich ärgert, dass wir trotzdem als die Bösen hingestellt werden. Man kann doch nicht sagen: Nur weil es so viele Festivals gibt, machen wir jetzt mit Rücksicht auf die Konkurrenz keins mehr.

Der öffentliche Rosenkrieg, das Chaos um die beiden Festivals und der Streit zwischen den Veranstaltern ist ein gefundenes Fressen für die Medien. Inwieweit hat das dem Image der Festivals geschadet?
Ossy Hoppe: An diesem Rosenkrieg haben wir uns nie beteiligt, das ist eine Auseinandersetzung zwischen MLK und dem Nürburgring. Ich finde es nicht gut, wenn persönliche Animositäten auf dem Rücken der Fans ausgetragen werden und die Fans benutzt werden, um hier Stellung zu beziehen. Es soll um die Musik gehen und nicht um Befindlichkeiten.

Rock am Ring war in den vergangenen Jahren oft schnell ausverkauft. Sie haben bisher nur Zahlen unmittelbar nach dem Vorverkaufsstart bekanntgegeben. Wie ist der aktuelle Stand?
Ossy Hoppe: Dazu werde ich nichts sagen. Immer wieder wird dieses Gerücht verbreitet, es würde nicht laufen. Das ist irrelevant. Wir sind zufrieden, uns geht es gut. Und was andere darüber denken, geht mir am Südpol vorbei. Wir träumen natürlich alle von 80 000 Besuchern. Aber man darf nicht vergessen, dass ein neues Festival etwa drei Jahre braucht, bis es sich etabliert hat.

Sie haben oft gesagt, dass Sie sich von der Presse falsch dargestellt fühlen. Was würden Sie gerne noch richtigstellen?
Ossy Hoppe: Ich würde mir wünschen, dass dieser Jahrmarkt der Eitelkeiten aufhört und wir uns auf das Wesentliche, die Musik, konzentrieren können.
Oliver Hoppe: Wir führen keinen Krieg gegen irgendjemanden. Es gibt eine erschreckende Entwicklung in Internetforen: Fans beider Festivals kannibalisieren sich gegenseitig. Das möchten wir auf keinen Fall unterstützen. Man könnte den Eindruck bekommen, diese Diskussion wird zum Teil zusätzlich befeuert. Wir können nur sagen: Jeder, der zu uns kommen will, ist herzlich eingeladen und kann sich eine Woche später zusätzlich Hip-Hop-Bands oder Electro-Acts anschauen. müs

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