"Es ist ein mächtig Ding, das Gold"

In Zeiten steigender Goldpreise und der Wiederentdeckung konventioneller Anlagen ungeahnt aktuell: "Moselgold", den spätantiken Münzfund von Machtum, zeigt die neue Ausstellung des Nationalmuseums für Geschichte und Kunst in Luxemburg. Ein Hochgenuss nicht nur für Goldsucher.

Luxemburg. Davon mögen Banker in diesen Zeiten träumen: einfach mal die Schaufel ansetzen und einen Goldschatz ausgraben. Was in der Finanzwelt eine freundliche Vorstellung bleibt, wurde 1958 für ein paar Arbeiter im luxemburgischen Machtum Wirklichkeit. Beim Baggern in der Mosel fanden sie einen der bedeutendsten Münzschätze der Geschichte. Wie seinerzeit der Münzfund in Trier soll auch das Luxemburger "Moselgold", das aus der Zeit der Valentinianischen Dynastie (364-375 n. Chr.) stammt, einen wahren Goldrausch ausgelöst haben.

Wie gewonnen, so zerronnen, kurze Zeit später waren die Münzen versteigert und in alle Welt zerstreut. 50 Jahre danach kann jetzt das Nationalmuseum dank großzügiger Leihgeber wieder den kompletten Schatz präsentieren. Mehr noch: Das Haus setzt prachtvoll ins Bild, welchem Zweck die antiken Münzen dereinst dienten. "Largitio" hieß die Aktion, bei der in prunkvollen Zeremonien nicht nur die spätrömischen Kaiser die Loyalität von Beamten, Offizieren und Würdenträgern mit Münzen und Geschenken aus Edelmetall vergoldeten. Mit den Zuwendungen aus Staatsvermögen wurden überdies politisch unsichere Kantonisten wie Germanen- und Gotenfürsten geschmiert und bei der Stange gehalten. Was der als träge und risikoscheu geltende Valentinian I., der in Trier residierte und seine Beamten machen ließ, wohl genau wie seine Nachfolger bitter nötig hatte. "Es ist ein mächtig Ding das Gold" - wer noch Zweifel hatte, ist sicher, sobald er die Gold beladenen Luxemburger Ausstellungsräume betritt.

Schwelgen ist angesagt im Glanz der blitzenden Edelmetalle, der Goldstücke, Silberplatten und herrlichen Schmuckstücke, die neben den Münzen auch Teil der kaiserlichen Zuwendungen und Huldbezeugungen waren. Natürlich kann sich kein Mensch die 500 Exponate, von denen die Hälfte Leihgaben allererster internationaler Adressen wie der Staatlichen Museen zu Berlin, des Münzkabinetts von Arras oder des Kunsthistorischen Museums Wien sind, auf einmal anschauen. Es empfiehlt sich deshalb unbedingt, wiederzukommen.

Echte Schwergewichte sind unter den Schaustücken, wie jenes schwerste bekannte römische Medaillon aus Rumänien,, fast 500 Gramm schwer. Wahre Highlights sind auch das doppelgesichtige Medaillon mit den Kaisern Valens und Valentinian I., das wundervolle Missorium (Silberplatte) des Kaisers Theodosius I. oder das Silbergeschirr aus München und Augst (Schweiz). Nicht nur das Gold glänzt, ein Hochgenuss sind die feinen Goldschmiedearbeiten, die Darstellungen von Reitern und kaiserlicher Herrlichkeit, die Münzen und Prunkstücke schmücken. Ein aus dem Trierer Landesmuseum ausgeliehenes Modell der Kaiservilla in Konz, wo neben dem Trierer Palast die "largitio" stattfand, illustriert neben Fresken und Glasfunden das Milieu. Wem der Schatz gehörte und wie er abhanden kam, ist unbekannt. Schon damals wurden Geldgeschenke besonders geschätzt. "Münzen bedeuteten Macht", bestätigt Kurator François Reinert.

Info: Bis 18. Januar 2009, Öffnungszeiten: Di - So 10-17 Uhr, Do 10-20 Uhr, Tel.: 00352 47 9330-1, www.mnha.lu

hintergrund

Die Valentinianische Dynastie (364-375) heißt nach ihrem Begründer Valentinian I., der im Westen des Römischen Reiches regierte. Durch Familienbande ist die Dynastie mit der Theodosianischen Dynastie ebenso verwandt wie mit der vorhergehenden Constantinischen. "Largitio" ist Latein und bedeutet "großzügige Zuwendung" und auch "Bestechung".

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