Es ist wieder Zeit für Helden

Vor rund 1100 Besuchern in Trier haben "Wir sind Helden" wieder einmal bewiesen, dass sie live einfach immer wieder ein Erlebnis sind, auch wenn das letzte Album nicht ganz an die Erfolge der Vorgänger anknüpfen konnte.

Trier. Mit einer Ode an die Arbeit beginnen die Helden das Konzert, denn "ohne Arbeit wär das Leben öde". Wobei natürlich an diesem Abend eigentlich nur die Band wirklich arbeiten muss. Aber Judith Holofernes, Pola Roy, Mark Tavassol und Jean-Michel Tourette zeigen deutlich, dass auch Arbeit ein wahres Vergnügen sein kann - vor allem für die Zuschauer. Schließlich sind sie gekommen, um andere Helden abzumelden. Und um zu bleiben. Und so bleiben sie eine ganze Weile in Trier, mit Liedern über "hässliche Gefühle in einer schönen Stadt", über "alte Gefühle in einer alten Stadt" und vielen Erinnerungen an ihren letzten Auftritt in Saarburg. Da werden noch Verwandtschaftsbeziehungen ausgegraben, und so erfährt Trier, dass Judiths Schwiegervater - also Polas Vater - aus dem Saarland kommt und eine Freundin der Mutter von Jean-Michel Tourette in Konz wohnt. Trier, das sei doch diese Stadt mit dem heiligen Kleidungsstück. Der Anblick der Porta Nigra führt die Band zu der Frage, ob man da nicht schöne Loft-Wohnungen draus machen könne. Sie seien leider viel zu selten in Trier, meinen sie, um das "liebe Trier" im Gegenzug zu sich nach Berlin einzuladen. Am besten in die Wohnung von Judith und Pola Roy, die sei größer. Mark stellt sich schon vor, wie es wäre, wenn Trier die Einladung wirklich annehmen würde und eines Tages vor der Tür stünde: "Hallo, ich bin's, Trier. Ich hab ein Bier dabei, lass uns fernsehen." Auftritt als Kamerakind

Musikalisch bieten die Helden einen gelungenen Mix aus aktuellen Stücken und älteren aus den beiden Vorgänger-Alben. Wobei bei den schnelleren, tanzbaren Stücken die Stimmung in der nicht ausverkauften Europahalle deutlich besser ist. Unübertroffen natürlich das Lied "Denkmal", das erst als Zugabe gespielt wird. Darauf hatten alle gewartet, auch wenn Pola bezweifelte, dass noch irgendjemand diese alte Kamelle hören wolle. Die mithüpfende und mitsingende Halle beweist ihm eindrucksvoll das Gegenteil. Höhepunkt für einen Fan ist sein Auftritt als "Kamerakind Michel". Er darf mit einer Handkamera der Band ganz nahe sein und ihren Auftritt von der Bühne aus filmen. Seine Bilder werden auf die Großleinwand hinter der Band an der Hallenwand projiziert und lassen so auch die anderen an seinen Kamerakünsten teilhaben. Mit dem Lied "Bist du nicht müde" werden die begeisterten Fans schließlich in die Nacht entlassen.

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