Europäische Perspektiven

KONZ. Die Stadtbibliothek Konz ist die einzige hauptamtlich geleitete Bücherei im Kreis Trier-Saarburg. Sie unterhält auch eine kleine fremdsprachige Abteilung. Die Einrichtung betreibt mit Forbach ein Austauschprojekt, und die Leiterin hat mit Erstaunen bemerkt, wie gut Bibliotheken in Lothringen ausgestattet sind.

"Wir müssen schon kämpfen": Karin Stofz-Becker und Marita Souville sagen es, aber ihr Tonfall klingt optimistisch. Trotz mancher Widerstände fühlen sich die Leiterin der Konzer Stadtbibliothek und die Sachbearbeiterin Kultur im Rathaus bei Stadtrat und Bürgermeister gut aufgehoben. Dass ein Mittelzentrum wie Konz mit jetzt fast 19 000 Einwohnern eine Bibliothek braucht, ist nach dem Grundsatzbeschluss des Stadtrats von 1986 nie mehr in Frage gestellt worden.Zwei Jahre Aufbauphase

Nach einer zweijährigen Aufbauphase und der offiziellen Eröffnung im Jahr 1990 steht den Konzer Bürgern eine modern eingerichtete Bibliothek zur Verfügung. Sie beschränkt sich nicht auf Printmedien, sondern bietet auch CDs, CD-Roms und DVDs an und beteiligt sich sogar an einem DVD-Leihring mit 8000 Einheiten. Außerdem gibt es für die Benutzer einen Multimedia-PC und einen Internet-Zugang. Fast 22 000 Medien stehen derzeit zur Verfügung. In diesem Jahr werden die rund 95 000 mal verliehen. Das ist in Konz ein Rekord und auch im Vergleich zu anderen Bibliotheken sehr beachtlich; nach einer Faustregel sollte der Bestand jährlich dreimal umgesetzt werden. Selbstverständlich bleibt das Buch die Basis. Karin Stofz-Becker zielt vor allem auf Kinder, Jugendliche und junge Familien. Ein kleiner, aber wichtiger Schwerpunkt ist den ausländischen Jugendlichen gewidmet. In Konz ist Literatur auch in englischer, französischer und türkischer Sprache erhältlich. Seit Jahren gibt es mit der Bücherei in Forbach ein Austauschprogramm. Dann wandert französische Literatur nach Konz und deutsche in die lothringische Stadt. Und die Konzer Leiterin registrierte anfangs verwundert, welche Möglichkeiten es in Frankreich für die Bibliothek einer 25 000-Einwohner-Stadt gibt. Die Konzer Personalausstattung klingt nach Minimalprogramm. 1,75 Stellen verteilen sich auf vier Mitarbeiterinnen. Da zu den Öffnungszeiten die üblichen Serviceleistungen fällig sind, bleibt nur eine begrenzte Zeit für Konzeption und Werbung. Da ist die Zahl der Veranstaltungen bemerkenswert. Im ersten Halbjahr 2005 werden es immerhin fünf sein - Autorenlesungen, Buchpräsentationen, der Kreisentscheid im Vorlesewettbewerb. Außerdem beteiligt sich Konz an den landesweiten Leseaktionen für Schüler. Für Kinder im 2. und 3. Grundschuljahr gibt es einen Adventskalender, der für jeden Tag eine Vorlesegeschichte bereit hält. An die Schulanfänger hat man Tüten mit einem Leseausweis ausgeteilt. Für Kinder von sieben bis zehn Jahren gibt einen Bibliotheks-Führerschein. Karin Stofz-Becker sucht die Zusammenarbeit mit den Schulen. Wobei die Kooperation mit der Hauptschule am besten laufe und es mit dem Gymnasium die größten Schwierigkeiten gebe. 5,77 Euro gibt die Stadt pro Einwohner für ihre Bibliothek aus. Das liegt deutlich über dem Durchschnitt der Region. Obwohl Konz im Kreis Trier-Saarburg die einzige Bibliothek mit hauptamtlicher Leitung ist, halten sich sowohl die Verbandsgemeinde als auch die Kreisverwaltung finanziell zurück. Eine Bibliotheks-Mitarbeiterin hat sich darum aufs Lottospiel verlegt. Bei sechs Richtigen könnte man die Bestände verdoppeln. Dann wäre das Ziel von zwei Medien pro Bürger erreicht.

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