Faible für Mord und Moselfranken

Trier · Nicht nur persönlich zieht es ihn immer wieder zurück an die Mosel. Der Trierer Ansgar Sittmann lässt auch den fiktiven Privatdetektiv Castor L. Dennings in seiner Heimat ermitteln. Die Idee für die beliebte Figur verdankt er allerdings seiner Liebe zu französischen Kriminalgeschichten.

 In der Welt zu Hause und stark verbunden mit der Region Trier: der Krimi autor Ansgar Sittmann. Foto: privat

In der Welt zu Hause und stark verbunden mit der Region Trier: der Krimi autor Ansgar Sittmann. Foto: privat

Foto: Mechthild Schneiders (mehi) ("TV-Upload Schneiders"

Trier. Erst Schweich, dann Bitburg, jetzt Trier: In seinem dritten Roman lässt Ansgar Sittmann im Herzen der Römerstadt morden. Sozusagen direkt vor den Augen von Privatdetektiv Castor L. Dennings. Warum der Autor für seinen neuen Krimi "Der Tote vom Hauptmarkt" ausgerechnet diesen Platz gewählt hat, wie er seine Romanfigur gefunden hat und was ihn beim Schreiben antreibt, das hat er TV-Redaktionsmitglied Mechthild Schneiders verraten.

Sie haben als Diplomat die halbe Welt bereist und wohnen in Berlin. Was bedeutet Ihnen Trier?
Ansgar Sittmann: Das ist Heimat. Meine Frau und ich haben erst neulich darüber gesprochen. Ich werde dieses Jahr 50, die Zeit bis zur Rente wird immer kürzer. Und wir haben uns unterhalten, wo wir uns dann niederlassen würden. Die erste Idee war die Mosel. Ich bin hier aufgewachsen, meine Eltern wohnen in Schweich, zwei Brüder in Trier. Da gibt es eine starke Verbundenheit. Die Trierer Zeit waren prägende Jahre für mich. Ich bin dort fest verwurzelt.

Wie kamen Sie dazu, Bücher zu schreiben?
Sittmann: Ich schreibe aus Liebe zur Literatur. Ich habe schon als Pimpf gerne gelesen. Als Jugendlicher habe ich die ersten Gedichte und Kurzgeschichten geschrieben. Und ich habe eine Satire über meine Arbeitswelt geschrieben, die gibt es aber nur als Manuskript. Den Wunsch, mit meinen Büchern an die Öffentlichkeit zu gehen, hatte ich mit meinem ersten Dennings-Krimi.

Wie erschafft ein Autor seine Protagonisten?
Sittmann: Ich glaube, das macht jeder anders. Es gibt Autoren, die einen Lebenslauf entwickeln, um auch psychologisch glaubwürdig zu sein. Das habe ich nicht gemacht. Ich weiß, wie der tickt, aber ich habe es nicht verschriftlicht. Ich habe ein paar Mal etwas zu Dennings‘ Vergangenheit geschrieben. Als Privatdetektiv kann er nicht nur den Ermittler, sondern auch den Richter spielen. So habe ich mehr Freiheiten.

Haben Sie die Figur des Dennings‘ von Anfang an als Serie angelegt?
Sittmann: Ja, mein erster Gedanke war, eine Serienfigur entstehen zu lassen. Ich bin ein begeisterter Krimileser. Meine Lieblingsreihe ist "Nestor Burma" von Léo Malet. Die Figur dieses Privatdetektivs hatte es mir angetan. Burma hat in jedem Buch in einem anderen Pariser Arrondissement ermittelt. Meine erste Idee war, einen Berliner Nestor zu schaffen, der in verschiedenen Bezirken arbeitet.

Wie kamen Sie auf diesen ungewöhnlichen Namen?
Sittmann: Der Name "Castor" ist eine Reminiszenz an diesen Nestor. Das L. steht für Léo, aus Bewunderung für den Krimiautoren Malet. Und Dennings - es gibt einen französischen Autor, dessen Name mir vom Klang gut gefallen hat, der allerdings ganz anders geschrieben wird: Didier Daeninckx.

Wie viel Sittmann steckt in Dennings?
Sittmann: Ich lege meine Figuren so an, dass ich sie mag. Aber ich habe kaum etwas gemein mit Dennings, nur die Musik und die Vorliebe für franko-belgische Comics.

Warum spielen die Dennings-Krimis an der Mosel?
Sittmann: Der erste Dennings ist 2006 erschienen. Das war noch ein Berlin-Krimi. Während meiner Zeit in Paris habe ich einen Dennings geschrieben, der auch dort spielt - er schlummerte bislang in der Schublade. Seit einer Woche poste ich "Kreuzfeuer an der Seine" als Fortsetzungsroman in meiner Facebook-Gruppe Ein Fall für Dennings. Ich habe mich gefragt: Wo kenne ich mich aus? Und das sind Trier und die Moselregion. Ich finde, dass Moselfranken interessante Menschen sind, und Trier ist eine schöne Stadt.

Sie spielen in Ihren Büchern auf aktuelle Ereignisse an, diesmal ist es der Pfarrer, der in der Messe "Heil Hitler" rief. Wie halten Sie sich in Berlin auf dem Laufenden?
Sittmann: Solche Meldungen sind ein gefundenes Fressen, ich fand das köstlich. Es ist eine lustige Anekdote, aber der Plot hätte auch ohne funktioniert. Ich schaue schon, was in der Region passiert, etwa auf volksfreund.de.

Warum passiert der erste Mord in Ihrem neuen Roman ausgerechnet im Herzen von Trier?
Sittmann: Der Hauptmarkt! Er hat es mir einfach angetan; ich mag diesen Platz außerordentlich. Er erinnert mich an meine Schulzeit am Max-Planck-Gymnasium, die Freistunden, die wir am Marktkreuz sitzend verbracht haben. Andererseits hat der verwaiste Platz in der Nacht durchaus Potenzial für kriminelle Aktivitäten.

Ihr dritter Dennings ist gerade erschienen. Arbeiten Sie an einem neuen Buch?
Sittmann: Ich habe Ende März ein Manuskript fertiggestellt, ohne Dennings. Es spielt in Trier, Schweich und im Paris der 70er, weil es da in Frankreich noch die Todesstrafe gab. Und gerade habe ich mit einem neuen Dennings angefangen.

Verraten Sie uns mehr?
Sittmann: Er wird etwas mit Moselwein zu tun haben. Ich muss dringend in die Weinberge. Dazu will ich meinen nächsten Aufenthalt an der Mosel nutzen.

Mit seinem Bruder Andreas gestaltet Ansgar Sittmann die musikalische Krimirevue am Sonntag, 28. Juni, 18 Uhr, im Winzerkeller in Fell. Am Donnerstag, 2. Juli, 20 Uhr, sind beide bei der Obernhofer Vollmondnacht "Mörderische Helden und Legenden" im Kloster Arnstein dabei. mehiExtra

Faible für Mord und Moselfranken
Foto: (g_kultur

Mitten auf dem Trie-rer Hauptmarkt stirbt ein junger Mann. Kurz zuvor hatte Castor L. Dennings genau diesen jungen Mann niedergeschlagen, weil der ihn angegriffen hatte. Und das ist nicht das Einzige, was dem Privatdetektiv, der von Berlin an die Mosel gezogen ist, Bauchschmerzen bereitet. Bei der Recherche lernt er eine attraktive Schauspielerin kennen und übernimmt einen Auftrag für sie - und plötzlich verweben sich die beiden Fälle miteinander. mehi

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